19.09.2019rss_feed

DGfZ-Förderpreis 2019

Die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde hat 2004 damit begonnen, besonders interessante und richtungsweisende wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten im Bereich der Tierproduktion mit einem Preis auszuzeichnen. Die Verleihung des DGfZ-Preises erfolgte 2019 an zwei erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler, jeweils einmal für die Kategorie Dissertation und einmal für die Kategorie Masterarbeit.

Die Wahl der Jury fiel dieses Jahr in der Rubrik Dissertation auf die Arbeit von Frau Dr. Yu Wang vom Institut für Nutztierwissenschaften der Universität Hohenheim. Sie schrieb ihre Arbeit über das Thema: Selection Methods for Local Breeds with Historical Introgression.


Schon seit einiger Zeit wird beobachtet, dass durch Einkreuzung großer Hochleistungsrassen in kleinere Populationen eine genetische Verdrängung vom zum Teil erheblichen Ausmaß stattfindet. In vielen lokalen Rassen wurden massiv Gene von Hochleistungsrassen durch sogenannte Veredelungskreuzungen eingeführt. Neben den bekannten Vorteilen ist eine Fremdrasseneinkreuzung jedoch auch mit der Gefahr verbunden, dass die genetische Eigenständigkeit der Populationen verloren geht.

Die Preisträgerin hat in einem DFG-geförderten Projekt gemeinsam mit ihren Betreuern sogenannte Optimum Contribution Selection (OCS) Methoden weiterentwickelt, die für jedes Zuchttier die optimale Einsatzfrequenz vorschlagen. Maßgeblich sind dabei der gewünschte Zuchtfortschritt, der Inzuchtanstieg oder der Fremdgenanteil. Sie hat die Perspektiven dieser innovativen Selektionsmethoden an der Angler Rasse mit hohem Fremdgenanteil evaluiert.

Es zeichnet sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt ab, dass die neu entwickelten OCS-Methoden von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft aufgegriffen werden. Zudem werden die Methoden derzeit in die Zuchtpraxis überführt. Besonders hervorzuheben ist die Stringenz, mit der die Kandidatin die Analysen durchgeführt und auch publiziert hat. Insgesamt hat die Preisträgerin dabei etwas weniger als drei Jahre gebraucht, um drei Manuskripte als Erstautorin zur Publikation zu bringen. In Würdigung dieser exzellenten Leistung zeichnete die DGfZ Frau Dr. Wang mit dem DGfZ-Förderpreis in Höhe von 1.500 € aus.

Leider war es Frau Dr. Wang nicht möglich, ihren Preis persönlich entgegenzunehmen, da sie bereits eine Postdoc-Stelle in Neuseeland angetreten hat. Sie bedauerte dies sehr und richtete ihre Freude und ihren Dank über den DGfZ-Preis mittels einer Video-Grußbotschaft aus.


Video-Grußbotschaft von Dr. Wang

Video-Grußbotschaft von Dr. Wang

Neben zahlreichen Dissertationen wurden in diesem Jahr auch sehr gute Masterarbeiten eingereicht. Überzeugen konnte die Jury dabei die Arbeit von Ann-Kathrin Schöppner vom Department für Nutztierwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen, zum Thema: Einfluss von Pferdetyp und Weidesystem auf das Bewegungsverhalten von Pferden auf der Weide.

Eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit von hoher praktischer Relevanz, die im Rahmen des M.Sc. Prüfungsverfahrens mit der Bestnote bewertet wurde.

Frau Schöppner widmete sich der Frage, wie sich Pferde bei praxisüblicher Haltung auf der Weide bewegen, und von welchen Faktoren das Bewegungsverhalten abhängig ist. Denn die grundlegenden Einflussgrößen auf das Bewegungsverhalten besser beschreiben zu können, ist eine wesentliche Grundlage zur weiteren Entwicklung von Empfehlungen zur nachhaltigen Grünlandnutzung mit Pferden. Frau Schöppner hat in einem innovativen Ansatz Daten in der pferdehaltenden Praxis erhoben. Hierfür wurden GPS-Geräte an Pferdehalter verschickt, die diese an ihre Pferde anbrachten und Daten aufgezeichnet haben. So konnten bundesweit Daten von insgesamt 60 Pferden auf 30 unterschiedlichen Betrieben erfasst werden.

Dabei wurde einerseits das Bewegungsverhalten von Pferden auf der Weide in Abhängigkeit vom Weidesystem, der Weidedauer und des Pferdetyps untersucht und andererseits die Umsetzbarkeit des Crowdsourcing bewertet. Bisher existiert keine Studie in dieser Form.

Ergebnis: Bei einer Boxenhaltung mit begrenztem Weidegang bedarf es auf der Weide einer Grasnarbe mit schnellwüchsigen und lückenschließenden Gräsern, welche eine höhere Strapazierfähigkeit aufweisen, während bei einer Laufstallhaltung von einer geringeren Beanspruchung der Grasnarbe auszugehen ist. Es besteht die Möglichkeit extensive Grasnarben zu nutzen, wenn die Pferde im Haltungssystem ihrem Bewegungsdrang nachgehen können und die Weidefläche vorrangig zur Futteraufnahme nutzen.

Die Planung und Vorbereitung der wissenschaftlichen Arbeiten verlangte Einsatz, Motivation und große Genauigkeit. Dies ist Frau Schöppner uneingeschränkt zu bescheinigen. Aufgrund der für eine Masterarbeit ungewöhnlichen Originalität und wissenschaftlichen Qualität zeichnete die DGfZ Frau Schöppner mit dem DGfZ-Förderpreis in Höhe von 500 € aus.


Video-Botschaft von Frau Schöppner

Video-Botschaft von Frau Schöppner

Leider konnte auch Frau Schöppner ihren Preis nicht persönlich entgegennehmen. Auch sie übermittelte ihren Dank durch eine Video-Grußbotschaft und präsentierte auf diese Weise auch kurz ihre Arbeit.

Quelle: DGfZ