Internationale Tagung Wassergeflügel in Oschatz und Wermsdorf
Die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (DGfZ) freute sich sehr, unter der Federführung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) gemeinsam mit der Deutschen Gruppe der World Poultry Science Association (WPSA), dem Sächsischen Geflügelwirtschaftsverband e.V. im ZDG und dem Bundesverband Bäuerlicher Gänseerzeuger e.V. nach 2001 wieder eine Internationale Wassergeflügeltagung am 22. Und 23. September 2015 austragen zu können.
Das LfULG pflegt diesen fruchtbaren Kontakt mit seinen Kollegen schon seit Jahrzehnten und trägt mit der Organisation dieser mehrtägigen Veranstaltung und dem umfangreichen Programm wesentlich zum Austausch von Erkenntnissen auf dem Gebiet der Wassergeflügelproduktion bei. Namhafte Experten hatten in 23 Vorträgen und Postern die wirtschaftliche Situation aus nationaler und internationaler Perspektive beleuchtet und aktuelle Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus den Bereichen Zucht, Ernährung, Haltung, Gesundheitsmanagement und Vermarktung präsentiert.
Ein Höhepunkt war sicher die Exkursion am zweiten Tag der Tagung zur Betrieb Eskildsen GmbH nach Wermsdorf, in der die Gänsezucht, Reproduktion und Vermarktung im Fokus standen. Als Vertreterin Deutschlands in der Europäischen Vereinigung für Tierwissenschaften (EVT) begrüßt die DGfZ besonders den Wissensaustausch auf internationaler Ebene – mit Wissenschaftlern und Experten der Wirtschaft.
Referenten der Internationalen Tagung Wassergeflügel 2015 Oschatz mit den lokalen Veranstaltern Herrn Dr. Manfred Golze und Herrn Dr. Roland Klemm (beide LfULG).
In Deutschland gibt es etwa 56.600 Betriebe mit Hühnerhaltung und 9.000 Betriebe mit Puten, Enten und Gänsen. Noch nie zuvor wurde so viel Geflügel in Deutschland produziert wie im vergangenen Jahr. Bei einem Selbstversorgungsgrad im Jahr 2014 von 113 % stieg die Bruttoeigenerzeugung bei Geflügelfleisch auf 1,78 Mill. t an. Die Schlachtmenge betrug 1,55 Mill. t.
Auch der Geflügelfleischverbrauch steigt weltweit und besonders auch in Deutschland beständig. Lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 1952 noch bei rund 1,2 kg, war er 1978 bereits auf über 10 kg gestiegen und 2014 verzehrte jeder Bürger etwa 19,5 kg Geflügelfleisch im Jahr. Diese Entwicklung ist besonders bedeutungsvoll, da der Gesamtfleischverzehr Pro-Kopf der deutschen Bevölkerung generell eher stagniert. Der in Folge von Ausbrüchen der Vogelgrippe im Jahr 2006 zeitweise zurückgegangene Verbrauch wurde in Deutschland und auch der EU schnell wieder mehr als ausgeglichen und bewegt sich derzeit auf einem Höchststand. Der Verbrauchszuwachs bei Geflügelfleisch ist ausschließlich einem höheren Verzehr von Hähnchenfleisch zuzuschreiben. Besonders in der modernen Ernährung ist fettarmes und eiweißreiches Geflügelfleisch sehr beliebt, hinzu kommt der günstige Preis. Demzufolge ist mit weiteren Steigerungsraten zu rechnen.
Wassergeflügel nimmt mit einem Verbrauch von 0,9 kg bzw. 4,6 % Pro-Kopf der Bevölkerung und Jahr an Entenfleisch und 0,3 kg bzw. 1,5 % an Gänsefleisch eher eine untergeordnete Rolle aus Sicht des Gesamtverbrauches ein. Neben Schlachtgeflügel werden im Handel auch Geflügelteile, Innereien und verschiedene Geflügelfleischerzeugnissen angeboten. Im Vergleich zu asiatischen Ländern kommt in Deutschland der Gänsebraten traditionell nur als Festbraten zu Weihnachten und in einigen Gegenden Deutschlands bereits zu Martini (Sankt Martin) auf den Tisch.
Trotzdem kann auch die Wassergeflügelzucht und -erzeugung auf eine beachtliche Entwicklung in den letzten Jahren zurückblicken. So betrug 2013 die Weltgeflügelfleischproduktion 110,55 Mio Tonnen, davon die Weltentenproduktion 4,4 Mio. Tonnen, im Jahr 2000 waren es 2,81 Mio. Tonnen. Der bedeutendste Produzent auf der Welt ist China. Neben einer sehr ausgeprägten Hühnerfleischproduktion ist China auch bei Enten- und Gänsefleisch mit deutlichem Abstand weltweit führend. Bei der Erzeugung von Entenfleisch hat China einen Anteil von fast 70 % an der Weltproduktion, bei Gänsefleisch sind es sogar 95 %.
In Deutschland, das rund 11 % der Enten in der EU erzeugt, erfolgte wegen des ruckläufigen Absatzes und gestiegener Importe ein Produktionsrückgang um 22 % auf 45.000 t in 2013. Hauptimporteure für den deutschen Markt sind Ungarn, Frankreich und das Vereinigte Königreich.
Größter Gänsefleischerzeugung in der EU ist Ungarn, das die Produktion von 2000 bis 2012 jedoch um 40 % auf 28.700 t reduziert hat. An zweiter Stelle folgt Polen, das im gleichen Zeitraum seine Erzeugung um 167 % auf 18.400 t steigern konnte. Frankreich belegt mit rund 5.000 t Platz drei, Deutschland mit 2.600 t jährlich Platz vier.
Der Tagungsband ist im Rahmen der DGfZ-Schriftenreihe als Heft 68 erschienen und kann bei der Geschäftsstelle bestellt werden.
Quelle: DGfZ