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Jahrestagung der DGfZ und GfT - Aus der Arbeit der Forschungsstätten für Tierwissenschaften - 2023

Ausgezeichnet besucht - die DGfZ-Jahrestagung punktete wieder mit einem ausgesprochen attraktiven Programm.

Ausgezeichnet besucht - die DGfZ-Jahrestagung punktete wieder mit einem ausgesprochen attraktiven Programm.

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Die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde, die Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaften (GfT) und das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, luden am 13. und 14. September zu ihrer Tagung nach Halle ein.

Die Plenartagung wartete mit hochkarätigen Rednern auf. Prof. Dr. Christine Wrenzycki von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Michael Hölker von der Georg-August-Universität Göttingen widmeten sich dem Thema Chancen und Risiken der Reproduktionsbiotechnologien in der Tierzucht. Dr. Reinhard Reents vom VIT Verden referierte zum Thema Zucht verbessert Gesundheit und Funktionalität. Abschließend stand ein derzeit viel diskutiertes Thema auf dem Programm, die GOT-Novelle. Kai Bemmann, Fachanwalt für Agrarrecht, ging auf die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung ein.

Über 230 Teilnehmer aus den verschiedensten Bereichen der Tierzucht, Tierhaltung und Tiermedizin nahmen an der Tagung teil. Die Rektorin der Universität Halle, Prof. Dr. Claudia Becker, ließ es sich nicht nehmen, die Anwesenden persönlich zu begrüßen.


Dr. Erwin Hasenpusch, DGfZ-Präsident

Dr. Erwin Hasenpusch, DGfZ-Präsident

Der Präsident der DGfZ, Dr. Erwin Hasenpusch, eröffnete die Tagung und begrüßte die Anwesenden herzlich. Besonders das jüngere Auditorium hatte er im Blick und betonte eindringlich, wie bedeutsam die Studiengänge Agrarwissenschaften und Tiermedizin sind. Insbesondere in heutiger Zeit seien engagierte Jungwissenschaftler dringend erforderlich, um die wichtigsten Fragen zu bearbeiten und die Forschungsstandorte der Agrarwissenschaften in eine sichere Zukunft zu führen.


v.l.n.r. Dr. Erwin Hasenpusch und Prof. Dr. Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

v.l.n.r. Dr. Erwin Hasenpusch und Prof. Dr. Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Trotz eines engen Terminkalenders, begrüßte Prof. Dr. Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Tagungsteilnehmer persönlich. In einem launigen Grußwort informierte sie über die vielfältigen Möglichkeiten, die die Universität Halle bietet. Sie verwies auf den Agrarwissenschaftler Julius Kühn, der als der bedeutendste Reformator der Landwirtschaftslehre und als der wegweisende Gestalter des landwirtschaftlichen Universitätsstudiums in Deutschland gilt. Er lehrte und forschte bis zu seinem Tod in Halle und gründete unter anderem das Institut für Landwirtschaft. Becker bedauerte ihren engen Zeitplan, denn viele Themen der Fachforen würden sie persönlich sehr interessieren. Allen Anwesenden wünschte sie viel wissenschaftliche Freude an den vielfältigen, hochinteressanten Vorträgen.

 

 


Prof. Dr. Jörn Bennewitz, Universität Hohenheim

Prof. Dr. Jörn Bennewitz, Universität Hohenheim

Aktuelle Informationen zur GfT präsentierte Prof. Jörn Bennewitz von der Universität Hohenheim, der bis zum Vorabend noch die Position des GfT-Vorsitzenden inne hatte. In der GfT-Mitgliederversammlung übergab er nach erfolgter Wahl das Amt an Prof. Dr. Klaus Wimmers vom FBN Dummerstorf. Abschließend informierte er das Auditorium über die Namensänderung der Gesellschaft von Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaften e.V. zu Gesellschaft für Tierwissenschaften e.V..


Prof. Dr. Hermann H. Swalve, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Prof. Dr. Hermann H. Swalve, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Auch Prof. Dr. Hermann H. Swalve, lokaler Veranstalter, richtete seine Begrüßung vor allem an das jüngere Auditorium. Liebe Studenten, Sie haben genau den richtigen Studiengang gewählt rief er den Anwesenden zu und bezeichnete die anstehenden Vorträge der Fachforen als Miniolympiade.


Chancen und Risiken der Reproduktionsbiotechnologien in der Tierzucht, so lautete das Thema, dem sich Frau Prof. Dr. Christine Wrenzycki von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Michael Hölker von der Georg-August-Universität Göttingen widmeten. Frau Professor Wrenzycki startete mit Ausführungen zur instrumentellen Besamung, Brunstsynchronisation und die Embryonenproduktion in vivo und in vitro.


Prof. Dr. Christine Wrenzycki, Justus-Liebig-Universität Gießen

Prof. Dr. Christine Wrenzycki, Justus-Liebig-Universität Gießen

Professor Wrenzycki gab einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Besamung und der Embryonenproduktion beim Rind. Dabei ging sie auf die in der Veterinärmedizin und Tierzucht bedeutenden reproduktionsmedizinischen Verfahren, wie die künstliche Besamung, die Gewinnung und Übertragung von Embryonen, die In-vitro-Produktion (IVP) von Embryonen und das Klonen sowie die Tiefgefrierkonservierung von Sperma und Embryonen ein.

In den letzten Jahren haben die modernen assistierten Reproduktionstechniken in der Veterinärmedizin eine starke Verbreitung und wirtschaftliche Umsetzung erfahren. Die einzelnen Techniken sind beim Rind am weitesten entwickelt. So wird beispielsweise die In-vitro-Produktion (IVP) von Rinderembryonen bereits vielfach in der Praxis genutzt. Die Referentin beschrieb den aktuellen Stand der veschiedenen Methoden, wie z. B. Auswirkungen der Trennungsmechanismen auf die Spermaqualität. Dabei entscheidet schlußendlich die Effizienz der Methoden über ihre Anwendbarkeit.

Reproduktionsbiotechnologien leisten seit Jahren einen wesentlichen Beitrag zu einer effizienten, diversifizierten, zielgenauen und damit nachhaltigen Tierproduktion. Sie tragen dazu bei, den zukünftigen Herausforderungen in der Tierzucht besser begegnen zu können. Der Rinderembryo stellt zudem ein angemessenes biologisches Modell zur Klärung reproduktionsmedizinischer und -biologischer Fragestellungen dar, da er ein detailliertes Verständnis der frühen Embryonalentwicklung ermöglicht und zur Risikoabschätzung der assistierten Reproduktionstechniken dient. Das Rind ist hierbei oft Modell für den Menschen. Insgesamt besteht ein erhöhter Bedarf in der Nutzung der biotechnologischen Verfahren und deren Weiterentwicklung durch die Förderung von Forschungsprojekten. Wichtig ist hierbei eine interdisziplinäre und translationale Zusammenarbeit, so die Referentin in ihrem Schlusswort.


2. Teil: Verfahren des Gene Editing und des Klonens

Prof. Dr. Michael Hölker, Georg-August-Universität Göttingen


Prof. Dr. Michael Hölker, Georg-August-Universität Göttingen

Prof. Dr. Michael Hölker, Georg-August-Universität Göttingen

Professor Hölker startete seinen Vortrag mit dem weltbekannten Schaf Dolly. Wissenschaftlich fundiert aber durchaus mit persönlicher Note ging er auf die Bedeutung des Klonens für die Nutztiere - aber auch für die Heimtierzucht ein. Insbesondere auf dem Heimtiersektor beurteilte er das Klonen ausgesprochen kritisch. Klone bieten keinen Zuchtfortschritt und zeichnen sich durch eine geringe Gesamteffiziens aus.

Der Referent zeigte verschiedene Beispiele bei Mäusen oder Nutztieren, bei denen das Klonen erfolgreich war. Dennoch bleibt neben den o.g. Nachteilen noch das Problem der Riesenwuchses – ein Phänomen, das in der Wissenschaft als large offspring syndrome bezeichnen wird.

Zusammenfassend betrachtet, ist auch der direkte Nutzen des Klonens von Nutztieren für die Tierzucht mit Blick auf die Gesellschaft, die Tierzucht, die Zuchtunternehmen und die Tiere bezüglich ihres Wohlergehens sehr fraglich und eher zu negieren, so der Referent. Einzig das Klonen von Schweinen für die medizinische Forschung wie die Xenotransplantation dient laut Hölker einem Zweck, der für die menschliche Gesundheit von Nutzen ist.

Im Vergleich zum Klonen beurteilte Hölker das Potential des Gene Editings ausgesprochen positiv. Die CrispCas-Methoden werden täglich verbessert und erlauben einen sehr exakten kontrollierten Eingriff wie Punktmutationen. Es steht somit ein Tool zur Verfügungum, das sehr effizient Knock-in und Knock-out erzeugen kann - ohne Klonen. Gene Editing kann daher die Möglichkeit bieten, die Gesundheit und das Tiewohl zu steigern. Voraussetzung ist aber ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser sehr effektiven Methode, so Hölker.


Zucht verbessert Gesundheit und Funktionalität

Dr. Reinhard Reents, VIT Verden


Dr. Reinhard Reents, VIT Verden

Dr. Reinhard Reents, VIT Verden

Beim Vortrag von Dr. Reinhard Reents vom VIT Verden ging es um Fakten und Daten in der Tierzucht und deren Bedeutung.

Der Referent wies gleich zu Beginn seines Vortrags auf die unerläßliche Notwendigkeit hin, für alle Fragestellungen und Aufgaben in der Tierzucht - aber auch für Gespräche mit der Branche, Politik und Gesellschaft - wissenschaftlich erfasste Daten bereit zu stellen und diese Fakten seriös auszuwerten.

In Deutschland sind 85% der Milchkühe in der Milchleistungsprüfung (MLP) erfasst. Sie ist eine freiwillige sehr umfangreiche Prozesskontrolle und ein unverzichtbares Instrument für das Herdenmanagement. Tiere in der MLP werden regelmäßig auf Leistung, Funktionalität und Gesundheit gecheckt. Genomdaten helfen, Gesundheitsmerkmale züchterisch zu verbessern. Diese Zusammenhänge müssen so erklärt werden, dass sie auch entlang der Wertschöpfungskette und von den Tierärzten verstanden werden, so der Referent. Insgesamt stehen aktuell 56 Einzel-Merkmale und 15 zusammenfassende Indizes zur Verfügung.

Zur Entwicklung des genetischen Trends direkter Gesundheitsmerkmale wies Reents darauf hin, dass es leider noch keine flächendeckende Erhebungen von Exterieur- und direkten Gesundheitsmerkmalen, die erst seit 2019 erfasst werden, gibt. Daran wird gearbeitet. Es ist aber schon seit langem ein positiver Trend bei den direkten Gesundheitsmerkmalen zu verzeichnen. Hauptursächlich sind die starke Gewichtung der Nutzungsdauer seit 2002 und die Zellzahl seit 1996 (erster RZG). Die starke Gewichtung der Nutzungsdauer im Gesamtzuchtwert (Remontierungskosten) und seit 2019 auch der direkten Gesundheitsmerkmale ist vor allem auch ökonomisch begründet.

Reents resümierte, dass funktionale Merkmale und Gesundheitsmerkmale einen breiten Raum im Selektionsgeschehen einnehmen. Die genomische ZWS bietet bei einer grossen Lernstichprobe, präziser Phänotypisierung und kombinierter Kuh- und Bullen-Lernstichprobe ein gutes Werkzeug, um auch niedrig erbliche Merkmale züchterisch zu verbessern.

Die Deutsche Rinderzucht investiert laufend in die Erfassung von neuen Datenquellen, um dem Wunsch der Landwirte nach aussagekräftigen Zuchtwerten für weitere wirtschaftlich wichtige Merkmalen nachzukommen, betonte Dr. Reents abschließend.


Referenten, v.l.n.r. Prof. Hölker, Prof. Wrenzycki, Dr. Reents

Referenten, v.l.n.r. Prof. Hölker, Prof. Wrenzycki, Dr. Reents

Die GOT-Novelle 2022 – Auswirkungen auf die Nutztierzucht/Pferde

Kai Bemmann, Fachanwalt für Agrarrecht


Kai Bemmann, Fachanwalt für Agrarrecht

Kai Bemmann, Fachanwalt für Agrarrecht

Mit der GOT-Novelle, der neuen Verordnung, die die Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) regelt, beschäftigte sich Kai Bemmann. Er sieht die seit dem 22. November 2022 geltende Regelung ausgesprochen kritisch.

Die GOT-Novelle führt zwangsläufig zu höheren Kosten für die Tierhalter, da die Gebühren im Durchschnitt um etwa 30% gestiegen sind. Die GOT-Novelle ist darüber hinaus nicht optimal an die Bedürfnisse der Tierärzte angepasst, so Bemmann. Sie beruht auf einem veralteten Entwurf aus dem Jahr 2012 und ignoriert aktuellere und besser begründete Konzepte. Bemmann wies in seinem Vortrag auf etliche Unklarheiten, Widersprüche und Lücken hin. Interessen und wirtschaftliche Verhältnisse der Zahlungspflichtigen sind nicht geprüft und dementsprechend gar nicht berücksichtigt worden. Hausbesuche werden z. B. rechtswidrig als Gebühr ausgewiesen, Stall und Weide erfüllen nicht den Haustatbestand, Pferde sind landwirtschaftliche Nutztiere im Rechtssinn, hinzu kommt ein Verstoß gegen das Doppelbewertungsverbot. Dies waren nur einige Beispiele, die der Referent an der GOT aus juristischer Sicht kritisch bewertete. Bemman kam daher zu dem Schluss, dass die GOT vom 22.11.2022 nach seiner Auffassung rechtswidrig ist.

 


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