12.10.2007rss_feed

Neues Outfit der DGfZ-Jahrestagung

Am 26. September fand im Biozentrum der Universität Hohenheim die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (DGfZ) statt. Erstmalig in diesem Jahr fand die DGZ-Jahrestagung zeitgleich mit den Vorträgen der DGfZ/GfT-Gemeinschaftstagung statt. Ziel war es, einer größeren Anzahl an Interessierten zu ermöglichen, sowohl Vorträge im Rahmen der DGfZ-Jahrestagung als auch Präsentationen der DGfZ/GfT-Gemeinschaftstagung nach individuellen Wünschen kombinieren zu können.

 

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Mittwochmorgen durch den Präsidenten der DGfZ Herrn Dr. E.-J- Lode. Anschließend folgten Grußworte durch die Staatssekretärin des Ministeriums für Ernährung und ländlichen Raum Baden-Württemberg Frau Friedlinde Gurr-Hirsch sowie Grußworte durch die Prorektorin der Universität Frau Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Im Rahmen dieser gemeinsamen Eröffnung der DGfZ- und der GfT-Vortragsveranstaltung wurde anschließend die Hermann-von-Nathusius-Medaille an Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Lindemann aus Berlin verliehen. Die Eröffnungsveranstaltung wurde abgeschlossen mit der Verleihung der Urkunden an Herrn Dr. Jens Tetens von der TiHo Hannover sowie an Herrn Dr. Stephan Wessels von der Universität Göttingen, die in diesem Jahr für ihre Dissertationen mit dem DGfZ-Förderpreis von jeweils 1.500 Euro ausgezeichnet wurden.

 

Im ersten Themenblock der DGfZ-Jahrestagung zum Thema Gesundheit in der Tierzucht referierte Herr Prof. Dr. Swalve von der Universität Halle über die züchterischen Möglichkeiten zur Verbesserung der Tiergesundheit sowohl mittels traditioneller als auch mittels molekularer Methoden. Diese lägen vornehmlich in einer Ausweitung bzw. Änderung der Erfassungssysteme für Gesundheits- bzw. Krankheitsdaten. Ziel müsse es aber sein, Erfassungssysteme so zu implemen­tieren, dass vollständige Zeitgefährtengruppen gesunder und kranker Tiere erfasst werden, da nur ein derartiges Datenmaterial wirklich eine sinnvolle Auswertung erlaube.

Frau J. Fick von der Universität Hohenheim berichtete zum Thema Vernetzung tiergesundheitsrelevanter Daten zu einem integrierten Tiergesundheitssystem. Das vorgestellte Forschungsvorhaben wolle verschiedene Aspekte der Tiergesundheit zusammenführen und damit Datenflüsse sowie Prozesse optimieren. In einer Akzeptanzanalyse konnte insbesondere das Interesse an Diagnosedaten sowie an Daten der Milchleistungsprüfung von Tierhaltern und Tierärzten ermittelt werden.

 

Der zweite Themenblock trug den Titel Tierseuchenbekämpfung. Herr Dr. Wittkowski vom Tiergesundheitsdienst Bayern referierte über die Herausforderungen für das inner- und überbetriebliche Risikomanagement im Bereich Tiergesundheit. Das seuchenhygienische Verständnis der Laien, die Wachsamkeit der Betriebsleiter und die Sicherheit auf den Betrieben müsse erhöht werden und die Tierhaltungs- und Managementsysteme müssen zur Lösung des Zielkonfliktes tiergerechte Haltung und Erregerreduzierung durch die Unterbrechung von Infektionsketten beitragen.

Anschließend informierte Herr Prof. Erhardt von der Universität Gießen über die neuesten Erkenntnisse bezüglich genetisch bedingter Scrapieresistenz beim Schaf. Die Erkrankung gehört – neben der spongiformen Enzephalopathie (BSE) beim Rind und der Creutzfeldt-Jakob Erkrankung (CJD) beim Menschen – zu den transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE). Eine Auswertung der über 200 in Deutschland aufgetretenen Scrapiefälle im Zeitraum 2002-2006 zeige, dass eine differenzierte Betrachtung über die Effektivität eines TSE-Bekämpfungsprogramms auf der Basis von Prionenprotein-Genotypen erfolgen müsse, insbesondere auch nach dem Auftreten von Fällen von atypischer Scrapie.

 

Krankheitsresistenzen und Erbfehler war das Leitthema des dritten Themenkomplexes. Herr Privatdozent Dr. Wimmers vom FBN Dummerstorf trug über Defektgene beim Schwein vor, wobei hinsichtlich des Tierschutzes, der wirtschaftlichen Bedeutung und der Prävalenzen in den aktuellen Zuchtpopulationen u.a. die Erbdefekte Afterlosigkeit, Spreizersyndrom, Kryptorchismus, Hernien und Gesäugeanomalien von züchterischem Interesse sind. Es wurde herausgestellt, dass Kopplungs- und Kandidatengen-Analysen erfolgreich Genomregionen und Marker für Erbfehler angezeigt haben, dennoch wurden ursächliche Defektgene und kausale Polymorphismen bisher nicht identifiziert. Aktuelle Ansätze der Genomik stellen jedoch weitere Fortschritte bei der Identifizierung von indirekten und direkten Markern für die Erbdefekte sicher.

Frau Privatdozentin Christa Kühn vom FBN Dummerstorf präsentierte die züchterischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Eutergesundheit. Für eine effiziente Züchtung auf hohe Eutergesundheit werde zukünftig das Augenmerk auf die Präzisierung der Merkmalserfassung z.B. in repräsentativen Testherden zu richten sein. Zum anderen müssen weitere Informationen über molekulare Grundlagen eines differenten Abwehrvermögens gegenüber Mastitis gewonnen werden, um diese in auszubauenden Plattformen zur markergestützten Selektion einzusetzen.

 

Die drei Vorträge des letzten Themenblockes galten dem Thema Blick in die züchterische Zukunft. Der Beitrag von Herrn Dr. König behandelte die zur Zeit viel diskutierte Genomische Selektion. Dieser Ansatz könnte sowohl die Methoden der Zuchtwertschätzung revolutionieren, als auch zu ganz neuen Strukturen von Zuchtprogrammen führen. Modellrechnungen zur genombasierten Selektion auf Basis der Struktur des kanadischen Holsteinzuchtprogramms kamen zu dem Ergebnis, dass eine konsequente Umsetzung der genombasierten Selektion zu einer Verdoppelung des Zuchtfortschritts pro Jahr bei einer Reduzierung der Züchtungskosten um 90 Prozent führen könne.

Frau Dr. Susanne Roosen vom Förderverein Biotechnologieforschung e.V. referierte über die Konsequenzen für die Tierzucht aufgrund von Patentierungen im Nutztierbereich. Es wäre zukünftig denkbar, dass sich die Landwirte und Organisationen auf ähnliche Verhältnisse und reguläre Lizenzzahlungen, wie Sie in der Pflanzenzucht bestehen, einstellen müssen. Es könne jedoch vermutet werden, das global agierende Tierzuchtunternehmen das Interesse besitzen, die Exklusivität des Verfahrens für sich zu beanspruchen und Landwirten sowie Zucht- und KB-Organisationen eine Nutzung untersagen. Frau Roosen betonte die Wichtigkeit, gegen Patente, die zum Teil gängige Verfahren beschreiben, Einspruch zu erheben.

Den letzten Vortrag vor der Kaffeepause hielt Prof. Dr. Niemann von der Forschungsanstalt Mariensee über die Entwicklungen in der Biotechnologie. Die Fortschritte in der Molekulargenetik, die Sequenzierung der großen Säugergenome, die Geburt von Dolly, dem ersten geklonten Säugetier, sowie die Generierung humaner embryonaler Stammzellen haben die Biologie revolutioniert. Die Kombination aus molekularbiologischen Methoden, Verfahren der Reprogrammierung somatischer Zellen und der gezielten Differenzierung von Stammzellen werde in den nächsten Jahrzehnten auch neue Handlungsoptionen für die Tierzucht ergeben.

 

Als Abschluss der Vortragsveranstaltung im Rahmen der DGfZ-Jahrestagung gaben die beiden Preisträger des DGfZ-Förderpreises, Dr. Jens Tetens und Dr. Stephan Wessels, den Zuhörern einen Einblick in die Thematik ihrer Dissertationen mit den Themen Molekulargenetische Untersuchungen zur kongenitalen Mikrophthalmie beim Texelschaf und Selektionsexperimente zur Erhöhung des Männchenanteils bei Nilbuntbarschen (Oreochromis niloticus) mittels Temperaturbehandlung.