26.05.2008rss_feed

Die diesjährige Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) am 19. Mai in Celle stand unter dem Zeichen einer angespannten Marktsituation v.a. für die Ferkelerzeuger.

Während die Schweinehalter es gelernt haben, mit dem so genannten Schweinezyklus und den damit verbundenen Höhen und Tiefen des Marktes zu leben, erinnerte der Geschäftsführer des Verbandes, Dr. Jens Ingwersen, hat sich im Berichtszeitraum eine unerwartet und völlig neue Situation ergeben: Bedingt durch ein Überangebot an Ferkeln und eine unerwartete Explosion der Futterkosten gerieten die Sauenhalter in eine extreme wirtschaftliche Notlage. Während die Mäster den Futterkostenanstieg noch längere Zeit durch den niedrigen Einkaufspreis für Ferkel kompensieren konnten, blieb den Sauenhaltern nur die Chance, eine Entlastung durch die Verringerung der Stückkosten, also durch eine Steigerung der Ferkelzahl je Sau zu erreichen.

Der starke Exportdruck aus Dänemark und den Niederlanden bewirkte eine zusätzliche Übersättigung des Ferkelmarktes. Und die Zukunft sieht nicht gerade rosig aus, führt Ingwersen weiter aus. Der hohe Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch lässt keine schnelle, nachhaltige Entlastung erwarten, es sei denn, es ergibt sich ein verlässliches Exportventil. Entsprechende Bemühungen der Bundesregierung geben Anlass zu schwachem Optimismus. Bei den Futterkosten ist eine Entlastung von verschiedenen Faktoren abhängig, die letztlich zu dem Kostenanstieg geführt haben. Zum einen sind gute Ernten erforderlich, um den steigenden Bedarf für die Welternährung decken und um Reserven anlegen zu können.

Zum anderen bedarf es dringend einer Lockerung der europäischen Handelsbeschränkungen für sogenannten GVO-Ware. Insbesondere die Null-Toleranz für nicht zugelassene GVO-Produkte verschärft die Mangelsituation, da diese Vorgabe angesichts der modernen Nachweisverfahren kaum eingehalten werden kann.

Der Ausgleich der Kostenlast durch eine Anhebung der Verbraucher-Abgabepreise ist bislang am Widerstand des Lebensmittelhandels, in erster Linie der Discounter, gescheitert.

Vor dem Hintergrund der skizzierten Entwicklung ist es wichtiger denn je, die deutschen Schweinehalter in dem Bemühen zu unterstützen, alle nutzbaren Reserven zur Verbesserung des Wirtschaftserfolges zu mobilisieren.

Und dies sagte Hans-Heinrich Ehlen, niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung in seinem Grußwort zu. Er bekannte sich zum Agrarland Niedersachsen, in dem die Tierproduktion eine überragende Stellung einnimmt.

Minister Ehlen beglückwünschte die anwesenden Teilnehmer zu ihrem Verband; in heutiger Zeit sei es wichtiger denn je, geschlossen als Branche aufzutreten und sich durch die marktbedingte Notlage nicht auseinander dividieren zu lassen. Nur geschlossen könne man seine Interessen im Rahmen der demokratischen Willensbildung gegenüber der Politik und anderen Marktpartnern durchsetzen. Von der Wirtschaft über die Verwaltung bis zur Wissenschaft - der ZDS ist überall vertreten und als kompetenter Ansprechpartner immer gerne gesehen. Mit seinem Fachwissen und seinen Experten aus den angeschlossenen Mitgliedsorganisationen sei der ZDS hervorragend aufgestellt. In diesem Zusammenhang erinnerte der Minister an ein Treffen mit dem ZDS von Anfang Mai, das zu einem regen Gedankenaustausch und zu Verpflichtungserklärungen geführt habe: mit dem Land Niedersachsen habe die Branche zukünftig einen verlässlichen Partner für eine 1 : 1-Umsetzung europäischer Vorgaben. Zum Einen um die Bürokratie abzubauen und die Landwirte zu entlasten und zum Anderen um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu erhalten.

Fragen des Tierschutzes, der modernen Tierzucht, der ZDS-Öffentlichkeitsarbeit sowie die Entwicklung am Futtermittelmarkt bildeten besondere Themenschwerpunkte im weiteren Verlauf der ZDS-Mitgliederversammlung.

So skizzierte Dr. H. P. Schons, vom Brüsseler-Büro der Deutschen Tierzucht, in einem kurzen Überblick die Fülle der aktuell auf EU-Ebene diskutierten und in diversen Studien behandelten Tierschutzaspekte vom Tiertransport über die Tierhaltung und die Aktivitäten der EU zur geplanten Kennzeichnung der Produkte mit einem speziellen Tierschutz-Label. Auf besonderes Interesse stieß die Erläuterungen der Brüsseler Aktivitäten zur Untersuchung von Antibiotikaresistenzen.

Dr. Kirsten Sanders, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) informierte über den Stand der Diskussion zum somatischen Klonen in der Tierzucht und über den DGfZ-Workshop Ferkelkastration vom 19.10.2007, der u.a. zur Bildung einer DGfZ-Arbeitsgruppe Alternativen der Ferkelkastration geführt hat. In einer ersten Sitzung sei eine Bewertung aller bisherigen Verfahren vorgenommen und als verschickt worden.

Dr. Bianca Lind, Geschäftsführerin des Fördervereins Biotechnologieforschung (FBF) informierte über Probleme und Chancen von Patenten in der Tierzucht und berichtete über die Schwerpunkte der vom FBF finanziell unterstützten Projekte in der Genomanalyse- und in der Reproduktionsforschung.

Klemens Schulz, ZDS, widmete sich in seinem Kurzvortrag der ZDS-Öffentlichkeitsarbeit. Neben einer Überarbeitung des Verbandslogos werde zur Zeit die Entwicklung von Qualitätslogos für die verschiedenen Mitgliedergruppen diskutiert. Durch die kostengünstige Abgabe seines Content-Managementsystems solle eine stärkere Internetpräsenz der Mitglieder angestrebt werden.

Bernhard Krüsken, Geschäftsführer beim Deutschen Verband Tiernahrung, skizzierte in seinem Vortrag die Perspektiven und Folgen, die sich für die Schweinehaltung aus den Entwicklungen an den Futtermittel- und Rohstoffmärkten ergeben. Er warnte eindringlich vor der Beibehaltung der gegenwärtigen europäischen Zulassungspraxis für GVO-Futtermittel. Durch Festhalten an der Nulltoleranz für importierte Futtermittel und Rohstoffe würden die Tierhaltungsbetriebe in ihrer Existenz gefährdet. Krüsken sah leider wenig Aussichten für deutliche Preisentlastungen auf dem Futtermittelmarkt.

Zu diesem Themenbereich wurde von der ZDS-Mitgliederversammlung eine Resolution verabschiedet.

Lesen Sie diese Pressemitteilung auch auf der ZDS-Homepage!


Kontakt:
Dr. Jens Ingwersen
Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion
Adenauerallee 174
53113 Bonn
Tel. 49 228 9144744
Fax. 49 228 9144745

Mail: ij@zds-bonn.de

http://www.zds-bonn.de


Quelle: ZDS