BMEL: Reserve-Antibiotika in der Geflügelmast: Einsatz zu hoch, dringender Handlungsbedarf
Bundesagrarministerium und Bundesgesundheitsministerium fordern, insbesondere den Einsatz von Reserveantibiotika signifikant zurückzufahren
Der zu häufige Einsatz von Antibiotika sowie daraus resultierende Antibiotikaresistenzen sind in der Human- und Veterinärmedizin weltweit ein ernsthaftes Problem. Um die Mengen in der Tierhaltung zu reduzieren und so auch der Resistenzbildung entgegenzuwirken, wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2014 ein nationales Antibiotikaminimierungskonzept für Masttiere eingeführt. Eine Evaluierung zeigt, dass die Gesamtverbrauchsmenge an Antibiotika bei allen sechs Nutztierarten (Mastferkel, Mastschweine, Masthühner, Mastputen, Mastkälber, Mastrinder) im Zeitraum von 2014 bis 2017 um über 30 Prozent gesunken ist. Lediglich der Einsatz von Antibiotika bei Masthühnern und Mastputen blieb nahezu unverändert – er lag bei minus vier bzw. minus ein Prozent. Zudem lag der Anteil von Reserveantibiotika bei diesen beiden Nutztierarten bei etwa der Hälfte der Verbrauchsmenge – bei Schweinen und Rindern sind es weniger als 10 Prozent. Reserveantibiotika sind für die Behandlung lebensbedrohlicher Infektionen bei Menschen unverzichtbar.
Bereits bei der Vorstellung des Berichts hatte Ministerin Klöckner diese Zahlen als nicht akzeptabel
bezeichnet. Resistente Bakterien aus der Tierhaltung haben auch Auswirkungen auf den Menschen. Daher hatte die Ministerin Vertreter der Geflügelwirtschaft zu einem Gespräch eingeladen, an dem das Bundesministerium für Gesundheit teilnahm. Zwischen den Beteiligten wurde verbindlich vereinbart, dass die Geflügelwirtschaft in den kommenden zwei Monaten dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Strategie vorlegt. Sie soll Maßnahmen mit zeitlich verbindlichen Stufen enthalten, die zu einer signifikanten Reduktion des allgemeinen Antibiotikaeinsatzes sowie insbesondere des Einsatzes von Reserveantibiotika führt. Fachleute beider Ministerien werden die Vorschläge dann bewerten und auf ihre Wirksamkeit prüfen.
Quelle: BMEL/DGfZ