BVL organisierte Fachsymposium zum europaweiten Antibiotikatag
Antibiotikaeinsatz - Wie wenig ist (noch) zu viel?
– zu dieser Fragestellung haben sich Human- und Veterinärmediziner am vergangenen Freitag im Rahmen eines Fachsymposiums in Berlin ausgetauscht. Anlass war der bevorstehende fünfte europaweite Antibiotikatag. Das Fazit des in diesem Jahr vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) organisierten Symposiums fasste BVL-Präsident Dr. Helmut Tschiersky-Schöneburg zusammen: Nur wenn Antibiotika angemessen und verantwortungsbewusst eingesetzt werden, können das Auftreten und die Verbreitung von resistenten Bakterien verlangsamt werden.
In den Vorträgen wurde die Resistenzsituation, der Einsatz von Antibiotika im ambulanten Bereich der Human- und Veterinärmedizin sowie Möglichkeiten der Intervention vorgestellt. Die Wissenschaftler gingen dabei auf die Ursachen für die steigenden Resistenzzahlen ein, zum Beispiel die unangemessenen Praktiken beim Verschreiben von Antibiotika bei der Erstbehandlung von Atemwegserkrankungen im Humanbereich oder der präventive Einsatz von Antibiotika bei der Mast von Tieren, auf den es immer wieder Hinweise gibt. Der präventive Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung ist ebenso verboten wie der Einsatz zur Wachstumsförderung. Diese missbräuchliche Anwendung müsse gestoppt werden, damit Antibiotika nicht mit immer größerer Geschwindigkeit ihre Wirksamkeit verlieren. Um zu verhindern, dass durch die Antibiotikaresistenz eine globale Bedrohung der öffentlichen Gesundheit und der Tiergesundheit erwachse, sei eine weltweite Zusammenarbeit auf diesem Feld erforderlich. Die Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, in den Fortbildungen von Humanmedizinern dem Thema Antibiotikaresistenzen mehr Raum zu geben. Zugleich müssten Ärzte stärker mit den Patienten über mögliche Alternativen zum Einsatz von Antibiotika sprechen. Im Bereich der Veterinärmedizin müsse die Tiergesundheit mehr in den Mittelpunkt des Handelns gestellt werden. Auch andere Tierhaltungsformen könnten dazu beitragen, den Antibiotikaeinsatz zu senken.
Des Weiteren wurde auf dem Symposium klar, dass die Entwicklung neuer Antibiotika das Problem allein nicht lösen könne, da sich neue Resistenzen zum Teil sehr schnell bildeten. Gleichwohl müsse die Forschung nach neuen Wirkstoffen verstärkt werden, um auch zukünftig ausreichende Behandlungsoptionen zur Verfügung zu haben.
Hintergrundinformation
Der Europäische Antibiotikatag ist eine Initiative von europäischen Gesundheitsorganisationen und des Europäischen Parlamentes. Er findet seit 2008 jährlich am 18. November statt und soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern. Ziel ist es, das Bewusstsein aller Angehörigen medizinischer Berufe für einen umsichtigen Einsatz von Antibiotika sowie für die Risiken unsachgemäßer Verwendung zu stärken.
In Deutschland leistet der von BVL, Paul-Ehrlich-Gesellschaft und Universitätsklinik Freiburg herausgebrachte Antibiotika-Resistenzatlas GERMAP einen wichtigen Beitrag. Der periodisch aktualisierte Bericht führt die nationalen Daten über den Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin zusammen.
2012 11 13 PI Antibiotiktag.pdf
Quelle: BVL