06.04.2011rss_feed

Deutsch-Österreichischer Workshop zur Genomischen Selektion beim Rind

Seit einiger Zeit beschäftigt sich die Tierzuchtwelt mit einem neuen Werkzeug - der Genomischen Selektion. Manche sprechen sogar von einer Revolution in der Tierzucht! Einer der Vorreiter für diese neue Technologie ist der Rinderzuchtbereich.

Doch was passiert hier eigentlich: Mit Hilfe der Genomischen Selektion beim Rind ist es möglich anhand einer einzigen Blut- oder Gewebeprobe die genetisch besten Tiere auszuwählen. Die Auswahl dieser züchterisch interessanten Tiere kann direkt nach der Geburt erfolgen und nicht erst nach einigen Jahren.

Seit ca. drei Monaten wird die Genomische Selektion auch in der deutsch-österreichischen Fleckviehzucht angewandt und es konnten bereits mehr als 2.200 Kälber untersucht werden.

Dies war für die Rechenstellen in Grub, Wien und Stuttgart sowie der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzuchtverbände, der Arbeits-gemeinschaft Österreichisches Fleckvieh und der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) ein Anlass, die praktische Umsetzung dieser Methode im Rahmen einer Vortragsveranstaltung vorzustellen.

Mehr als 200 Gäste waren zu diesem Workshop im Arena City Hotel in Salzburg angereist. Die DGfZ war durch Präsident Dr. Otto-Werner Marquardt vertreten, der sich vor Ort über den aktuellen Stand informierte und mit zahlreichen Vertretern der Rinderbranche über die unterschiedlichen regionalen Entwicklungen in Deutschland diskutierte.

Im ersten Teil stellten Wissenschaftler der drei Rechenstellen und der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung (Verden) den Stand der Verfahren und erste praktische Erfahrungen mit der genomischen Selektion vor.

Im zweiten Teil ging es um die praktische Anwendung dieses neuen Selektionswerkzeugs. Dr. Alfons Willam von der Universität für Bodenkultur in Wien und Dr. Stefan Neuner von der LfL in Grub präsentierten Ergebnisse zur Zuchtplanung im genomischen Zeitalter. Beide Referenten schlussfolgerten, dass die effiziente Nutzung weitreichende Veränderungen der bestehenden Zuchtprogramme mit sich bringen wird. Intensiv wurde diskutiert, wie die neuen Methoden zur Verbesserung der Fruchtbarkeit und der Tiergesundheit eingesetzt werden können. Vier Statements von Praktikern aus Zucht und Besamung zeigten, dass derzeit die neue Technologie noch sehr vorsichtig benutzt wird. Alle Organisationen wollen zunächst die bewährte Nachkommenprüfung beibehalten und Bullen ohne Töchterleistungen nur sehr begrenzt in den Einsatz bringen.

Die anwesenden Züchter betonten in der Diskussion, dass auch für sie wesentliche Änderungen in der Arbeitsweise zu erwarten sind. Dabei wurde beklagt, dass die Vorgehensweise derzeit bei jeder Züchtervereinigung verschieden sei, was dem Züchter die Orientierung erschwere.

Am Ende der Veranstaltung zog Ministerialrat Dr. Hans Ableiter vom Ministerium für Ländlichen Raum in Stuttgart eine positive Bilanz. Er lobte die bewährte Zusammenarbeit zwischen Bayern, Baden-Württemberg und Österreich und betonte, dass die Wissenschaftler gezeigt hätten, dass sich diese auch erfolgreich auf Zukunftstechnologien übertragen ließe. Für die Zukunft seien – insbesondere im internationalen Wettbewerb - die Rassen Fleckvieh und Braunvieh damit wieder gut aufgestellt.