07.10.2009rss_feed

DGfZ-Jahrestagung und DGfZ/GfT-Gemeinschaftstagung in Gießen

Zum dritten Mal haben die Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaften (GfT) und die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) zu einer Parallelveranstaltung am 16. und 17. September 2009 eingeladen; im Philosophikum I der Justus-Liebig- Universität zu Gießen fanden die DGfZ/GfT-Gemeinschaftstagung und die DGfZ-Jahrestagung statt.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Mittwochmorgen durch den Präsidenten der DGfZ Herrn Dr. Ernst-Jürgen Lode sowie durch den Vorsitzenden der GfT Herrn Prof. Dr. Georg Erhardt. Nach den Grußworten aus dem Hessischen Landwirtschaftsministerium durch Frau Nicola Beer, des Vizepräsidenten der JLU Herrn Prof. Dr. Joybrato Mukherjee und des Studiendekans des Fachbereichs Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, Herrn Prof. Dr. Hermann Boland wurde die Laudatio zur Verleihung der Hermann-von-Nathusius-Medaille an Herrn Prof. Dr. Lawrence Schaeffer aus Guelph, Kanada verlesen. Da Herr Prof. Schaeffer selber nicht anwesend sein konnte, wird die Überreichung der Medaille im nächsten Jahr nachgeholt. Die Eröffnungsveranstaltung wurde mit der Verleihung des DGfZ-Preises 2009 an Herrn Dr. Stefan Neuner aus Grub für seine Dissertation Untersuchungen zur Optimierung von markerunterstützten Zuchtwertschätzverfahren in der Rinderzucht sowie im Bereich Diplom-/Masterarbeiten an Frau Malena Erbe aus Göttingen für ihre Arbeit Power and robustness of three whole genome association mapping approaches in selected populations abgeschlossen. Bis zur Mittagspause folgte der erste Vortragsblock der Gemeinschaftstagung, in dem auch die diesjährigen Preisträger ihre Arbeiten vorstellen konnten.


Nach dem Mittagessen fand die DGfZ-Jahrestagung statt. Herr Prof. Dr. Rudolf Preisinger von Lohmann Tierzucht hatte die Aufgabe, die Zuhörer mit seinem Beitrag Genomische Selektion im Geflügel so zu begeistern, dass sie nicht an eine Kaffeepause denken würden. Mit seinem Eingangsstatement von Winston Churchill Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie sich auf die Zukunft beziehen hatte er alle Augen und Ohren gleich für sich eingenommen. Die genomische Selektion (GS) ist zurzeit in aller Munde, speziell in der Rinderzucht, umso interessanter war es zu hören, wie in der Geflügelzucht die neuen Entwicklungen aufgefasst und realisiert werden. Lohmann prüft gemeinsam mit Hy-Line einen eigenen 40K-Chip, der für eine linienspezifische Selektion zur Anwendung kommen soll. Die Vorteile der GS sehen für die Geflügelzucht identisch mit denen der Rinderzucht aus. Bei jeder neuen Methode steht im Vordergrund, dass man in einem weltweiten Wettbewerb steht und sich behaupten muss. Aus diesem Grund muss in jeder Generation eine kontinuierliche Steigerung der Persistenz in der Legerate und der Eiqualität, der Futtereffizienz, der Tiergesundheit und des Tierverhaltens erreicht werden.

Weiter ging es mit den Entwicklungen der genomischen Selektion bei der Rasse Deutsche Holstein durch Dr. Franz Seefried vom vit in Verden. Im August 2009 sind die ersten genomischen Zuchtwerte den Zuchtverbänden mitgeteilt worden. Wie es zu diesen kommt, erläuterte Herr Seefried anhand einiger Beispiele. Bis es zu einer offiziellen Verwendung der genomischen Zuchtwerte kommen wird, bedarf es einer Klärung auf nationaler und internationaler Ebene über den rechtlichen Status.

In die Grundlagen der Patentgebung führte Dr. Doris Walter vom Deutschen Patent- und Markenamt ein. Anhand der Roten Taube konnte anschaulich erläutert werden, welche Anforderungen an ein Patent gestellt werden. Dieser Fall öffnete das Patentrecht für die belebte Natur und wird auch heute noch für viele Erläuterungen herangezogen. Im weiteren Verlauf des Vortrages zeigte Frau Walter deutlich die Unterschiede zwischen einem Arbeits- und Herstellungsverfahren auf. Abgerundet wurde dieser Beitrag durch die Erläuterung des Landwirteprivilegs.

Die frühzeitige Vermeidung von Inzucht mit Hilfe eines WEBservice stellte Prof. Dr. Eildert Groeneveld vom FLI in Mariensee den interessierten Zuhörern vor. Nach der Definition von Zuchtzielen für eine Population ist es möglich, die Inzucht anhand eines Populationsreports zu ermitteln. Des Weiteren beleuchtete Herr Groeneveld das Problem von unvollständigen Pedigrees.

Erfrischenden Wind brachte der Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften mit seiner Frage Welche Qualitäten die Ernährungsempfehlungen haben mit. Da sich diese je nach Land in Art und Menge der Versorgung erheblich unterscheiden, empfiehlt es sich, auf seinen Körper zu hören und den spontanen Gelüsten nachzugehen. Sein Ego zu leben, Fleisch und auch mal ein konventionell hergestelltes Lebensmittel zu wählen, ist nicht verkehrt und zudem meist viel bekömmlicher als so manches Vollkornprodukt. Fazit seiner Ausführungen ist, dass der Genießer ein gesünderes Leben führt, als die Person, die sich klar an die Empfehlungen hält.


Nach diesem Exkurs in die Humanernährung folgte abschließend Herr Prof. Dr. Karl Schellander von der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn mit seinem Beitrag über die Qualität von tierischen Lebensmitteln – Tropfsaftverluste beim Schweinefleisch. Anfangs konnte festgestellt werden, dass es sich bei Tropfsaftverlusten um Qualitätseinschränkungen handelt, da dem betroffenen Fleisch das nötige Wasserbindungsvermögen fehlt. Die Tropfsaftverluste sind genetisch variabel und eine züchterische Bearbeitung ist dadurch möglich. Welche strukturellen, biochemischen und genetischen Hintergründe die einzelnen Einflussfaktoren aufweisen, wurden eingehend präsentiert. In der Zukunft werden genomweite Assoziationsanalysen eine weitreichende Bedeutung in der Analyse der Fleischqualität spielen.

Eingerahmt wurde in diesem Jahr die DGfZ-Jahrestagung durch die Beiträge der DGfZ/GfT-Gemeinschaftstagung. Einen festlichen Abschluss erlangte der erste Tag durch die Verleihung des Schaumann-Preises an Frau Juniorprofessorin Dr. med. vet. Claudia Deeg aus München und den gemeinsamen geselligen Abend.


Die Beiträge der DGfZ-Jahrestagung sind in der Züchtungskunde 1/2010 nachzulesen. Bei Interesse wenden sie sich bitte an die DGfZ-Geschäftsstelle.