Die GfE informiert über neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe
Nach mehr als 20 Jahren hat die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) jetzt neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe in einem 288-seitigen Buch veröffentlicht. Die bisherigen Empfehlungen entsprachen nicht mehr dem Stand der internationalen Forschung und wurden deshalb grundlegend überarbeitet.
Deutschland verabschiedet sich von NEL und nutzbarem Rohprotein (nXP). Für alle Wiederkäuer ist die ME (umsetzbare Energie) künftig der Energiemaßstab, was als sehr vorteilhaft beurteilt wird. Es erfolgt eine klare Trennung von Futterbewertung und Bedarfsermittlung, d.h. dass mit der ME besser zwischen dem Energielieferungsvermögen der Futtermittel und dem Energiebedarf der Tiere unterschieden werden kann. Der Erhaltungsbedarf der Milchkuh wird höher eingeschätzt. Auch die Energieverwertung für die Milchbildung ist höher als bisher angenommen, so dass der Energiebedarf für die Milchbildung sinkt.
Die ME wird in einem dreistufigen Verfahren, ausgehend vom Brennwert des Futtermittels berechnet. Hier stellt die Verdaulichkeit der organischen Masse eine zentrale Größe dar. Je höher verdaulich ein Futtermittel, desto höher sein Energielieferungsvermögen. Grobfutter, insbesondere solche mit einer hohen Verdaulichkeit der organischen Masse, werden energetisch relativ höher bewertet.
Die auf dem Workshop vorgestellten Präsentationen können auf der Homepage der GfE abgerufen werden. Da die umfangreichen Empfehlungen erst in die Praxis umgesetzt werden müssen, ist mit einer Umsetzung nicht vor Oktober 2025 zu rechnen.
Statt nXP nun sidP und sidAA
Die Proteinbewertung erfolgt nicht mehr mit nXP, sondern mit dünndarmverdaulichem Protein (sidP). Das neue System berücksichtigt die unterschiedlichen Dünndarmverdaulichkeiten der Aminosäuren (sidAA) von Futtermitteln. Dadurch kann näher am tatsächlichen Bedarf gefüttert werden. Mit den neuen Proteinkennwerten soll eine bedarfsgerechte Ergänzung einzelner Aminosäuren über das Futter möglich sein, was zu einer höheren N-Effizienz führt.
Die Empfehlungen zur Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen ändern sich nur wenig. Für die praktische Fütterung ist jedoch wichtig, dass sich die Empfehlungen zur Phosphorversorgung ändern, da eine bessere Verwertung des Phosphors angenommen wird.
Neben den Versorgungsempfehlungen gibt es erstmalig auch ein Kapitel über Methan. Dort wird u.a. beschrieben, welche Fütterungsmaßnahmen den Methanausstoß senken können.
Wann wird umgesetzt?
Bis die umfangreichen Empfehlungen in die Praxis umgesetzt sind, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Futterwerttabellen müssen ergänzt und Fütterungsprogramme sowie die Analytik erweitert werden. Für die Futtermittelkontrolle bedarf es einer neuen Schätzgleichung. Mit den neuen Rationen müssen erst Erfahrungen gesammelt werden. Berater und Lehrer brauchen intensive Schulungen. Und zu guter Letzt sind Lehrbücher und andere Schulungsunterlagen anzupassen. Als Umsetzungstermin ist der Oktober 2025 in der Diskussion. Der DLG Arbeitskreis Futter und Fütterung, dem die Gesamtkoordination obliegt, hat die Aufgabe, alle Beteiligten der Kette in diesen Umsetzungsprozess einzubinden.
Quelle: LWK Niedersachsen