Erstes MuD Tierschutz-Projekt zu Neuweltkameliden startet an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen
In den letzten Jahren ist ein stetiger Anstieg von Neuweltkameliden (NWK) in deutschen Hobby-, Neben- und Hauptgewerblichen landwirtschaftlichen Haltungen zu verzeichnen. Die Tiere werden vielfältig eingesetzt, wie etwa in der Landschaftspflege, aber auch für eine Vielzahl von Veranstaltungen wie Wanderungen, im Rahmen von tiergestützter Therapie, sowie zur Vermarktung von Wolle und als Ausstellungstiere.
Der aktuelle Status der NWK-Haltung in Deutschland in Bezug zur tiergerechten Haltung und Tiergesundheit wurde bisher noch nicht systematisch erfasst. Erfahrungen zeigen, dass sowohl unter den Tierhaltern, als auch unter den Tierärzten Wissenslücken und Verunsicherungen zu speziesspezifischen Ansprüchen bestehen. Aus diesem Anlass ist an der JLU Gießen in Kooperation mit dem Verein der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e.V. das Projekt zur Erarbeitung und Etablierung eines mehrstufigen Tiergesundheitsmanagements für Betriebe mit Neuweltkameliden
zum 01.06.2020 mit einer Laufzeit von zwei Jahren gestartet.
Ziel ist es, einen Tiergesundheitsmanagementplan zu erstellen und zu etablieren, um die Situation von Tierschutz, Tierwohl und Tiergesundheit in Neuweltkamelidenhaltenden Betrieben zu verbessern. Da bislang keine strukturierte Erfassung der Haltungs- und Populationsstrukturen von Neuweltkameliden in Deutschland erfolgt ist, wird im ersten Schritt der Status quo zur Verteilung von Alpaka und Lama sowie Rassen- und Altersstruktur mit Haltungssituation erhoben werden. Dafür wird eine repräsentative Umfrage mittels Fragebogen für Tierhalter von Neuweltkameliden erstellt und ausgewertet.
Dieser Fragebogen wird mit Hilfe unterschiedlicher Medien und dem Projektpartner verbreitet, um eine bundesweit repräsentative Anzahl von Betrieben zur Mitarbeit zu motivieren. Ebenso wird ein Fragebogen für praktizierende Tierärzte über die Themen Bestandsbetreuung und Gesundheitsmanagement erstellt, um den aktuellen Stand der gesundheitlichen Versorgung zu erfassen. Zeitgleich wird ein Fragebogen für Veterinärämter bzw. übergeordnete Stellen entwickelt, um zu ermitteln, welche Mängel in der Tierhaltung bei staatlichen Kontrollen von NWK-haltenden Betrieben aufgefallen sind. Auch diese Fragebögen werden zu gegebener Zeit mittels verschiedener Medien publiziert und um Mithilfe gebeten.
Aus den gesammelten Daten wird ein Maßnahmenplan erstellt, der auf ausgewählten Referenzhöfen umgesetzt werden soll, um diesen zu erproben und anschließend zu evaluieren und entsprechend zu optimieren. Hierzu werden zehn Projektbetriebe benötigt, die als landwirtschaftlicher Betrieb gemeldet sind und Interesse an der Mitarbeit beim Projekt haben. Ein weiteres Ziel des Projektes ist der Wissenstransfer an Tierhalter und Tierärzte, um die Bedingungen in Neuweltkameliden-haltenden Betrieben langfristig zu verbessern. Das auf Basis der Datenlage gewonnene Wissen soll im Rahmen von Online- wie Präsenzfortbildungen für Tierhalter und Tierärzte zugänglich gemacht werden, ebenso wie Broschüren, Publikationen u.ä. veröffentlicht werden sollen.
Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz in der Projektphase Wissen – Dialog – Praxis. Die Förderung der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Quelle: MuD- Tierschutzprojekt Neuweltkameliden