16.11.2017rss_feed

Europäischer Tierärzteverband bezieht Stellung zu WHO-Antibiotikaleitlinien

Der Europäische Tierärzteverband FVE hat Stellung zu den in der letzten Woche veröffentlichen Antibiotika-Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO bezogen. FVE-Präsident Dr. Rafael Laguens betonte, dass rationaler und verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika seit Jahren ein wichtiges strategisches Ziel des FVE darstellt. Allerdings weist Laguens auch auf Unterschiede zwischen den Positionen der WHO und der FVE hin, auch wenn die FVE-Positionen und die WHO-Leitlinie in eine ähnliche Richtung gingen.


Laut Laguens ist die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes nicht das vorrangige Ziel der FVE. Stattdessen verfolge man das Ziel, dass Mensch und Tier vor der Entstehung und der Ausbreitung resistenter Keime geschützt werden und gleichzeitig ausreichend wirksame Mittel zur Behandlung bakterieller Infektionen zur Verfügung stehen. Auch weist Laguens darauf hin, dass die WHO-Leitlinie aus globaler Perspektive erstellt wurde. In Europa seien bereits viele Maßnahmen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes umgesetzt worden. Als Beispiel wird hier das auch von der WHO geforderte Verbot des Einsatzes von Antibiotika als Wachstumsförderer genannt. Besorgt zeigt sich die FVO über die Forderung der WHO über die Einschränkung des Einsatzes weiterer Wirkstoffe bei Tieren, da dieser Einsatz oftmals die einzige Behandlungsoption darstelle. Auch darüber, dass neue Antibiotika sowie neue Wirkstoffklassen Tieren vorenthalten werden sollen, trifft nicht auf die Zustimmung der FVE, da auch für Tiere dringend neue Antibiotika benötigt würden.

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.


open_in_newFVE-Stellungnahme im Original

Kurze Zusammenfassung der WHO-Leitlinie

1. Die WHO empfiehlt eine generelle Reduzierung der Verwendung aller Klassen medizinisch wichtiger antimikrobieller Mittel bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren.

2. Die WHO empfiehlt eine vollständige Beschränkung der Verwendung aller Klassen von medizinisch wichtigen antimikrobiellen Mitteln bei lebensmittelliefernden Tieren zur Wachstumsförderung.

3. Die WHO empfiehlt eine vollständige Einschränkung der Verwendung aller Klassen medizinisch wichtiger antimikrobieller Mittel bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren zur Prävention von Infektionskrankheiten, die noch nicht klinisch diagnostiziert wurden.

4.a Die WHO schlägt vor, dass Antibiotika, die als für die Humanmedizin von entscheidender Bedeutung eingestuft werden, nicht zur Kontrolle der Verbreitung einer klinisch diagnostizierten Infektionskrankheit verwendet werden sollten, die innerhalb einer Gruppe von lebensmittelliefernden Tieren identifiziert wurde. Anmerkung: Um die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren zu schützen, kann eine Ausnahme gemacht werden, wenn nach dem Urteil von Tierärzten die Ergebnisse der Bakterienkultur und der Empfindlichkeit zeigen, dass das ausgewählte Arzneimittel die einzige Behandlungsoption ist.

4.b WHO schlägt vor, dass antimikrobielle Wirkstoffe, die als für die Humanmedizin kritisch hoch prioritär eingestuft werden, nicht zur Behandlung von lebensmittelliefernden Tieren mit klinisch diagnostizierter Infektionskrankheit eingesetzt werden dürfen. Anmerkung: Um die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren zu schützen, kann eine Ausnahme gemacht werden, wenn nach dem Urteil von Tierärzten die Ergebnisse der Bakterienkultur und die Empfindlichkeit zeigen, dass das ausgewählte Arzneimittel die einzige Behandlungsoption ist.

WHO-Best-Practice-Erklärung: Jede neue Klasse von antimikrobiellen Wirkstoffen oder neuen antimikrobiellen Wirkstoffen, die für die Anwendung am Menschen entwickelt wurden, wird als von entscheidender Bedeutung für die Humanmedizin angesehen, sofern die WHO dies nicht anders kategorisiert hat.

WHO-Best-Practice-Statement: Medizinisch wichtige antimikrobielle Mittel, die derzeit nicht in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden, sollten in Zukunft nicht mehr bei Nutztieren oder -pflanzen eingesetzt werden.