Forschung: Gesunde Ernährung mit tierischen Nahrungsmitteln
In den letzten zehn Jahren hat sich der Stellenwert von Lebensmitteln tierischen Ursprungs in der menschlichen Ernährung rasch zu einem ideologischen Schlachtfeld entwickelt. Während einige Autoren der Meinung sind, dass solche Lebensmittel per se ungesund, nicht nachhaltig und/oder unethisch sind (Barnard und Leroy, 2020, Deckers, 2013), behaupten andere, dass sie es nicht sind (Leroy et al., 2020a, Provenza et al., 2021). Ob ein Lebensmittelproduktionssystem oder ein Rohstoffkonsummuster netto schädlich oder gutartig ist, ist jedoch kontext- und praxisbezogen und auf geografischer und kultureller Ebene sehr heterogen. Der Grund dafür, dass diese wichtige Nuance in den (meist westlichen) Mainstream-Diskursen oft übersehen wird, scheint eine Mischung aus Ängsten in der Bevölkerung, dem Wunsch nach einer Vereinfachung des globalen Narrativs, Tierrechtsaktivismus, Eigeninteressen von Lebensmittelkonzernen, politischem Opportunismus von politischen Entscheidungsträgern und Verzerrungen durch die Massenmedien aufgrund der Post-Truth-Dynamik in der Aufmerksamkeitsökonomie zu sein (Leroy, 2019, Leroy et al., 2018a, Leroy et al., 2020b).
Eine Studie zeigt nun, dass die Lebensmittel tierischen Ursprungs evolutionär angemessene Lebensmittel für den Menschen sind. Es ist daher bemerkenswert, dass sie jetzt von einigen als ungesund, nicht nachhaltig und unethisch dargestellt werden, insbesondere im urbanen Westen. Die Vorteile ihres Verzehrs sind dennoch beträchtlich, da sie ein breites Spektrum an Nährstoffen bieten, die für die Entwicklung, Funktion und das Überleben von Zellen und Geweben benötigt werden. Sie spielen eine Rolle bei der richtigen körperlichen und kognitiven Entwicklung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen und tragen zur Aufrechterhaltung der körperlichen Funktion im Alter bei. Aber: eine Reduzierung des Verzehrs tierischer Produkte trägt tatsächlich zu einer Reduzierung klimaschädlicher Emissionen bei. Die Einsparung ist in den Industrieländern leider enttäuschend:
Eine Verringerung des Fleischkonsums um 60 %, eine vegetarische Ernährung und eine vegane Ernährung würden zu einer Verringerung von 0,2, 0,5 bzw. 0,8 t CO2-eq/p/y führen (Meier und Christen, 2013, Hallström et al., 2015, Wynes und Nicholas, 2017). Bezogen auf den gesamten Lebensstil-Fußabdruck eines westlichen Individuums (z. B. 12 t CO2-eq/p/y) würde dies eine Verringerung um 2-6 % bedeuten (Abb. 2), die aufgrund von Rebound-Effekten möglicherweise auf 1-3 % halbiert werden muss (Grabs, 2015).
Quelle: BRS/DGfZ
Fig. 2. Effect of dietary shifts on the yearly greenhouse gas emissions (in CO2-eq) of a Western individual (example for the average Frenchmen; after https://ravijen.fr/?p=440), taking into account the dietary effects of veganism and vegetarianism (Hallström et al., 2015; Wynes & Nicholas, 2017) and flexitarianism (a 60% decrease in meat intake, from 200 to 80 g/p/d), as well as potential rebound effects (Grabs, 2015). Transportation data (car and flights) are obtained from Wynes and Nicholas (2017). ICT = information and communications technology.