19.01.2011rss_feed

Grüne Woche-Fachprogramm mit Highlights aus Politik und Wirtschaft

BERLIN. In Zeiten rasant gestiegener Lebensmittelpreise in Schwellen- und Entwicklungsländern setzt das Fachprogramm auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin ab Ende dieser Woche einen Schwerpunkt beim Thema Hungerbekämpfung. So stellt das Bundeslandwirtschaftsministerium sein Globales Lebensmittel- und Agrarforum (GFFA) unter das Motto Handel und Sicherung der Welternährung: Global - Regional - Lokal. Für das Agrarministerforum erwartet Ressortchefin Ilse A i g n e r dazu unter anderem ihre Kollegen aus Marokko, Russland und Kanada sowie EU-Agrarkommissar Dacian C i o l o ş . Mit ihrem marokkanischen Amtskollegen kann die CSU-Politikerin einen Vertreter aus dem Maghreb begrüßen, wo steigende Lebensmittelpreise in Tunesien derzeit für soziale Unruhen sorgen. Vergleichsweise mit Luxusproblemen hat man es angesichts solcher Entwicklungen in Deutschland mit seinem aktuellen Dioxinskandal zu tun. Denn von Umweltgruppen ist im Zusammenhang mit diesem Skandal der Handel als solcher problematisiert und die Kreislaufwirtschaft als Königsweg ausgerufen worden. Quer durch die agrarpolitischen Lager ist bei der Aufarbeitung dieses Skandals jedenfalls eine verbesserte Position des Landwirts in der Wertschöpfungskette gefordert worden. Um diese geht es auch in vielen Fachveranstaltungen auf der IGW, so im fest etablierten Milchforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am 24. Januar im ICC, aber auch beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung. Dieses steht am 26. und 27. Januar unter dem Motto Wertschöpfung und Perspektiven nach 2013.

Nicht nur Frankreich beäugt Preisvolatilität
Mit dem Agrarministergipfel will Ressortchefin Aigner an Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen, als Dutzende ihrer Amtskollegen aus Industrie- wie auch aus Schwellen- und Entwicklungsländern den Weg nach Berlin fanden. Für dieses Jahr ist ein Kommuniqué in Vorbereitung, in dem die Rolle des Handels zur Sicherung der Welternährung betont und gleichzeitig der Ausbau regionaler Märkte unterstrichen wird. Gefordert werden soll ein Abbau technischer Handelshemmnisse. Hoffnungen setzt man im Sinne einer verbesserten Welternährungslage weiterhin auf die 2001 begonnene und seit mehr als zwei Jahren festgefahrene Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO). Abgelehnt werden sollen Missbrauch und Manipulation im Zusammenhang mit exzessiven Spitzen von Preisvolatilität. Zur Lage in der WTO wird sich deren Generaldirektor Pascal L a m y in einer Auftaktrede beim Agrarministerpodium äußern.

Zwei Franzosen beim Agrarministerpodium
Frankreichs Landwirtschaftsminister Bruno L e M a i r e wird beim Agrarministerpodium die Prioritäten seines Landes für die G8- und G20-Präsidentschaft in diesem Jahr skizzieren. Frankreich plant im Mai ein G20-Agrarministertreffen, bei dem die Preisvolatilität an den Märkten im Fokus stehen soll. Stärker als Deutschland tendiert Frankreich zu einem restriktiven Vorgehen in Sachen Agrarmarktspekulation. Spiegel dafür sind auch die kürzlich erlassenen Vorschriften zur Vertragspolitik in der Landwirtschaft, mit denen Leitplanken in die Lieferbeziehungen von Molkereien und Milcherzeugern sowie in der Obst- und Gemüsebranche eingezogen werden (AGRA-EUROPE 1/2/11, LÄNDERBERICHTE 12). Da Lamy wie auch Le Maire beim Agrarministerpodium mit eigenen Vorträgen sprechen werden, dürfte für die schon im letzten Jahr stark reduzierte Fragestunde des Publikums in diesem Jahr im ICC noch weniger Zeit bleiben.

Nachhaltige Wertschöpfungsketten erörtert
Hochkarätige Wirtschaftsführer sind in diesem Jahr wieder für das GFFA-Wirtschaftspodium vorgesehen, das zum Thema Business-Initiativen für nachhaltige Wertschöpfungsketten tagt. In der Berliner Vertretung der Deutschen Telekom werden dazu Joachim F e l k e r aus dem Vorstand der K+S AG und der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Carl-Albrecht B a r t m e r , ebenso erwartet wie Michael B r o c k e n h u u s - S c h a c k als Präsident des Danish Agriculture & Food Council sowie Vertreter des Agribusiness aus Brasilien und Uganda.

Bündel von Foren zum Tierschutz
Vor dem Hintergrund der Tierschutzdiskussionen in den vergangenen Monaten - Stichworte Ferkelkastration und Schlachtvorgänge - widmen sich rund ein halbes Dutzend IGW-Fachveranstaltungen dem Thema Tierwohl, so unter anderem Neuland mit einer Tagung über Eingriffe am Tier. Am 26. Januar veranstaltet der Deutsche Bauernverband ein Fachforum zu Tiergesundheit im 21. Jahrhundert - Tierhalter im Spannungsfeld zwischen Biosicherheit und Tierschutz. Im Saal 6 des ICC soll dann erörtert werden, welche Verbesserungen möglich sind, ohne Tierschutz und Ökonomie aus den Augen zu verlieren. Zu den Rednern wird die Chefveterinärin des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Dr. Karin S c h w a b e n b a u e r , ebenso gehören wie der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner S c h w a r z , und Albert S c h u l t e t o B r i n k e aus dem Vorstand des Niedersächsischen Landvolks.
Für ein im Vergleich dazu breites Messepublikum veranstaltet die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) verschiedene Podiumsdiskussionen auf dem ErlebnisBauernhof, so am 22. Januar zu Komfort im Kuhstall. Grundsätzlicher wird es am 28. Januar in Halle 3.2 mit einer Gesprächsrunde zur Frage: Welche Landwirtschaft braucht die Welt?

Tagungen mit Tradition
Einen wirtschaftsorientierten Standpunkt bezieht hingegen das zum 26. Mal stattfindende Frische Forum Fleisch, wo am 21. Januar im ICC-Dachgartenfoyer unter dem Motto diskutiert wird: Erfolgsmodell ‚Made in Germany’ zieht magisch an - Vom Balanceakt der Fleischwirtschaft zwischen grenzenlosem Wachstum und Grenzen des Wachstums. Zu den alten Bekannten im Fachprogramm der IGW gehört mittlerweile auch das Bodenforum der Redaktion Neue Landwirtschaft, das am 25. Januar bei seiner achten Auflage mit Blick auf die neuen Bundesländer die Frage aufwirft: Wer bestimmt die Preise? Ebenfalls ein Anker im IGW-Rahmenprogramm ist die Zukunftswerkstatt der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Agrarwirtschaft, die sich am Tag darauf bei ihrer traditionellen Tagung vor dem Niedersachsenabend der Akzeptanz der Land- und Ernährungswirtschaft in Zeiten gesellschaftlichen Wandels widmet. Ein Wörtchen mitzureden in solchen gesellschaftlichen Debatten hat erfahrungsgemäß der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der sein Forum am 27. Januar unter das Motto Sichere Lebensmittel?! Zehn Jahre nach BSE stellt und dazu unter anderem DBV-Generalsekretär Adalbert K i e n l e erwartet.

Quelle: rlv