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Horizont 2020: Europäische Kommission will 80 Mrd. EUR in Forschung und Innovation investieren

Brüssel, 30. November 2011 – Die Europäische Kommission hat heute ein Paket von Maßnahmen zur Förderung von Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa vorgelegt. Kommissarin Máire Geoghegan-Quinn kündigt mit Horizont 2020 ein 80 Mrd. EUR1 schweres Programm für Investitionen in Forschung und Innovation an. Mit 2,8 Mrd. EUR aus Horizont 2020 wird die von Kommissarin Androulla Vassiliou vorgelegte strategische Innovationsagenda für das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) gefördert. Ergänzend hierzu hat Vizepräsident Antonio Tajani weitere 2,5 Mrd. EUR für ein neues Programm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in KMU in Aussicht gestellt. Die Förderprogramme laufen von 2014 bis 2020.

 

Zur Vorlage von Horizont 2020 meinte die Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Máire Geoghegan-Quinn: Angesichts der dramatischen Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds brauchen wir eine neue Vision für die europäische Forschung und Innovation. Horizont 2020 bietet direkte Anreize für die Wirtschaft und sichert unsere Wissenschafts- und Technologiebasis sowie die industrielle Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft. Zudem schafft das Programm die Voraussetzungen für eine intelligentere, nachhaltigere und stärker integrierte Gesellschaft.

Mit Horizont 2020 werden erstmals EU-Forschung und Innovation in einem einzigen Programm zusammengefasst. Mehr denn je ist das Programm darauf ausgerichtet, wissenschaftliche Durchbrüche in innovative Produkte und Dienstleistungen zu verwandeln, die Geschäftsmöglichkeiten bieten und das Leben der Menschen verbessern. Gleichzeitig wird mit vereinfachten Regeln und Verfahren der Verwaltungsaufwand reduziert, um noch mehr Spitzenforschern und einer größeren Bandbreite innovativer Unternehmen Anreize zu bieten.

Mit Horizont 2020 werden schwerpunktmäßig drei Hauptziele gefördert. Unterstützt wird mit 24,6 Mrd. EUR die weltweit führende Stellung der EU in der Wissenschaft. Für den bereits sehr erfolgreichen Europäischen Forschungsrat (ERC) werden die Fördermittel um 77 % aufgestockt. Die Sicherung der industriellen Führungsposition in der Innovation wird mit 17,9 Mrd. EUR unterstützt. Dies beinhaltet umfangreiche Investitionen in Höhe von 13,7 Mrd. EUR in Schlüsseltechnologien, einen leichteren Zugang zu Kapital und Unterstützung von KMU. Schließlich werden – aufgeteilt auf sechs Hauptthemen – auch 31,7 Mrd. EUR für die Behandlung der Fragen bereitgestellt, die vielen Europäern große Sorgen bereiten: Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen; Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit, marine und maritime Forschung sowie die Biowirtschaft; sichere, saubere und effiziente Energie; intelligenter, umweltfreundlicher und integrierter Verkehr; Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Rohstoffe sowie integrative, innovative und sichere Gesellschaften.

Hintergrund

Horizont 2020 ist ein wichtiger Pfeiler der Innovationsunion, einer Leitinitiative der Strategie Europa 2020, mit der Europas weltweite Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden soll. Die Europäische Union ist in vielen Technologien weltweit führend, sieht sich jedoch der wachsenden Konkurrenz sowohl durch die traditionellen Wirtschaftsmächte als auch durch die Schwellenländer ausgesetzt. Der Kommissionsvorschlag wird jetzt im Rat und im Europäischen Parlament erörtert und soll vor Ende 2013 verabschiedet werden.

Mit Hilfe eines vereinfachten Programmaufbaus, einheitlicher Regeln und geringerem Verwaltungsaufwand wird die Zugänglichkeit der Fördermittel von Horizont 2020 erleichtert. Kennzeichnend für Horizont 2020 sind: eine deutlich vereinfachte Erstattung durch Einführung eines einheitlichen Pauschalsatzes für die indirekten Kosten und Beschränkung auf nur zwei Fördersätze – für Forschungs- bzw. für marktnahe Tätigkeiten; eine einzige Anlaufstelle für Teilnehmer; weniger Aufwand bei der Ausarbeitung der Vorschläge; keine unnötigen Kontrollen und Audits. Ein wichtiges Ziel ist die Verkürzung der Zeitspanne vom Tag der Antragstellung bis zum Eingang der Fördermittel um durchschnittlich 100 Tage, so dass Projekte schneller beginnen können.

Die Kommission wird große Anstrengungen unternehmen, um das Programm für noch mehr Teilnehmer europaweit zu öffnen und hierzu Synergien mit Fördermitteln aus den Fonds der EU-Kohäsionspolitik sondieren. Mit Hilfe von Horizont 2020 werden potenzielle Exzellenzzentren in weniger leistungsstarken Regionen ermittelt und diesen dann Beratung und Unterstützung angeboten, während die EU-Strukturfonds für die Modernisierung von Infrastruktur und Ausrüstung eingesetzt werden können.

3,5 Mrd. EUR werden für die Aufstockung und Ausweitung von Finanzierungsinstrumenten bereitgestellt, mit denen privat Fördermittel mobilisiert werden können. Diese haben sich als äußerst effizient bei der Mobilisierung von Privatinvestitionen in Innovationen erwiesen, die einen direkten Einfluss auf Wachstum und Beschäftigung haben. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), denen eine entscheidende Rolle bei Innovationen zukommt, sind 8,6 Mrd. EUR eingestellt.

Horizont 2020 investiert nahezu 6 Mrd. EUR in den Ausbau der europäischen industriellen Kapazitäten bei den Schlüsseltechnologien. Hierunter fallen: Photonik sowie Mikro- und Nanoelektronik, Nanotechnologien, fortgeschrittene Werkstoffe sowie fortgeschrittene Fertigung und Verarbeitung und die Biotechnologie. Die Entwicklung dieser Technologien erfordert einen multidisziplinären, wissens- und kapitalintensiven Ansatz.

Der Kommissionsvorschlag sieht auch 5,75 Mrd. EUR (+21 %) für Marie-Curie-Maßnahmen vor, mit denen seit Beginn des Programms im Jahr 1996 Ausbildung, Mobilität und Qualifizierung von über 50 000 Forschern unterstützt wurden.

Als fester Bestandteil von Horizont 2020 spielt das EIT eine wichtige Rolle bei der Zusammenführung von herausragenden Bildungseinrichtungen, Forschungszentren und Unternehmen, aus denen die Unternehmer von morgen hervorgehen werden und die sicherstellen, dass sich im europäischen Wissensdreieck die weltweit Besten messen. Die Kommission hat beschlossen, ihre Unterstützung für das EIT deutlich aufzustocken und hat hierzu ein Budget von 2,8 Mrd. EUR für den Zeitraum 2014-2010 vorgesehen (gegenüber 309 Mio. seit Gründung des EIT 2008). Das EIT stützt sich auf grenzüberschreitende öffentlich-private Partnerschaften, bekannt als Wissens- und Innovationsgemeinschaften (KIC), die das Konzept der Pionierforschung verfolgen. Die drei bestehenden Wissens- und Innovationsgemeinschaften, die sich mit nachhaltiger Energie (KIC InnoEnergy), dem Klimawandel (Climate KIC) und der Informations- und Kommunikationsgesellschaft (EIT ICT Labs) befassen, werden 2014-2020 um sechs neue Gemeinschaften erweitert (siehe IP/11/1479 und MEMO/11/851).

Die Fördermittel für den Europäischen Forschungsrat (ERC) werden um 77 % auf 13,2 EUR erhöht. Der ERC unterstützt die talentiertesten und kreativsten Wissenschaftler, die in Europa Spitzenleistungen in der Pionierforschung erbringen, in einem Programm, das international anerkannt und respektiert ist.

Im Rahmen von Horizont 2020 wird auch die internationale Zusammenarbeit weiter gefördert, um die Exzellenz und Attraktivität der EU-Forschung zu erhöhen, globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen und die auswärtigen politischen Maßnahmen der EU zu unterstützen.

Die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC), der hauseigene Wissenschaftsdienst der Europäischen Kommission, wird die EU-Politik auch in Zukunft wissenschaftlich und technisch in Fragen unterstützen, die von Umwelt, Landwirtschaft und Fischerei bis hin zu Nanotechnologie und nuklearer Sicherheit reichen.

Quelle: EU