Innovationsanalyse Karlsruher Forscher zu In-vitro-Fleisch
Im Rahmen einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Innovations- und Technikanalyse (ITA) ist das Team um Inge Böhm vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) der Frage nachgegangen, ob die Gesellschaft In-vitro-Fleisch als Fleischersatz akzeptieren würde. Dafür wurden Experten aus Wissenschaft und Systemgastronomie, Vertreter von Umwelt- und Tierschutzorganisationen sowie ökologischen und konventionellen Anbauverbänden, aber auch Bürger befragt. Ziel war es, Chancen, Risiken und Herausforderungen der Innovation zu analysieren, um mögliche Impulse für eine künftige Forschungspolitik abzuleiten. Die Ergebnisse der zweijährigen Untersuchung wurden am 6. Oktober auf dem ITAForum in Berlin vorgestellt. Mehr gibt es auch auf der Website www.invitrofleisch.info.
Demnach akzeptiert die Mehrheit der Befragten In-vitro-Fleisch als eine mögliche Alternative zur konventionellen Fleischproduktion. Anfangs waren die Teilnehmer noch skeptisch. Doch nach Konfrontation mit den Vorteilen für Umwelt und Tierwohl sahen viele die Innovation positiv
, sagte Projektkoordinatorin Arianna Ferrari bei der Veranstaltung. Die Umfrage zeigte auch, wie groß der Wunsch der Teilnehmer nach Aufklärung hinsichtlich der damit verbundenen Probleme ist. Auch sollte nach Wunsch einiger Befragter ein Nährmedium für die Zellen entwickelt werden, das nicht aus Tieren gewonnen wird.
Während Vertreter der Industrie großes Interesse an der Entwicklung zeigten, stieß die kultivierte Kost bei jenen auf Widerstand, die eine generelle Reduzierung des Fleischkonsums und den Ökolandbau favorisieren. Argumente gegen das Fleisch aus dem Labor waren insbesondere die Befürchtung einer weiteren Entfremdung des Menschen vom Tier und die Gefahr einer Monopolisierung der In-vitro-Fleisch-Produktion. Einig waren sich die Befragten hingegen, dass der Fleischkonsum aus Gründen der Nachhaltigkeit reduziert werden muss. Der überwiegende Teil der Gesellschaft wünscht sich, dass die Politik Strategien entwickelt, um den Fleischkonsum zu reduzieren, die nachhaltige Umgestaltung der Landwirtschaft voranzutreiben sowie Forschung und Entwicklung pflanzenbasierter Alternativen zu fördern
, so Ferrari.
Das Fazit der KIT-Analyse: Noch sind nicht alle Bedenken ausgeräumt, doch Fleisch aus der Petrischale wird als alternativer Fleischersatz durchaus akzeptiert. Der Weg in den Supermarkt ist aber noch weit. Denn die Herstellung von Laborfleisch ist noch sehr teuer und die Massenproduktion in der Zellkultur birgt noch viele Herausforderungen.
Quelle: Bioökonomie.de