07.05.2015rss_feed

Innovative Themen und Konzepte auf der ADR-Jahrestagung

Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e.V. (ADR) fand am 28. und 29. April 2015 in Verden (Aller) statt. Gastgeber der Veranstaltung waren der Landeskontrollverband Niedersachsen e.V., die Masterrind GmbH, die Osnabrücker Herdbuch eG (OHG), die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit) und der Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter eG (VOST).

Am ersten Veranstaltungstag fand die Delegiertenversammlung des Verbandes statt. Die Geschäftsführerin der ADR, Dr. Bianca Lind, stellte zunächst den Geschäftsbericht mit allen wichtigen Tätigkeitsfeldern und Jahresdaten der deutschen Rinderzucht vor. Es zeigt sich, dass sich die Anzahl der Milch- und Fleischrinder in den letzten Jahren stabilisiert hat und ein hoher Organisationsgrad in Zucht, Besamung und Leistungsprüfung vorliegt. Als wichtigstes Arbeitsfeld der ADR stellte Frau Lind den Export von Rindersamen und Zuchtrindern vor. Nach starken Exportrückgängen stabilisiert sich der Export wieder. Nach wie vor können aber wichtige Partnerländer aufgrund von Handelsrestriktionen nicht beliefert werden. In der Bearbeitung von Gesetzen bringt sich die ADR intensiv in die Diskussion des neuen Tierzuchtrechts sowie die gesetzlichen Regelungen zum Klonen ein. Dieses führte Dr. Hans-Peter Schons von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter e.V. (ADT), Brüssel, in seinem Vortrag weiter aus. Darüber hinaus stellte er ein Pilotprojekt zum Transport von Rindern vor. Im Rahmen der Delegiertenversammlung wurde des Weiteren ein Konzept zur Bündelung und Stärkung der Fachverbände für den Wirtschaftssektor Nutztierhaltung (Rind und Schwein) zur Diskussion gestellt und verabschiedet.


Im Rahmen der Abendveranstaltung begrüßte der ADR-Vorsitzende, Josef Hannen, die Aktivitäten des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft in der Initiative Eine Frage der Haltung und betonte die Bereitschaft der ADR, freiwillige Vereinbarungen zwischen Wirtschaft und Ministerium abzuschließen. Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, hob in ihren Grußworten die allgemeine Entwicklung der modernen Tierhaltung positiv hervor und verwies auf Deutschland als größten Milcherzeuger der EU. Anschließend ging sie auf Aktivitäten des BMEL zur weiteren Verbesserung der Erzeugung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs ein und nannte u. a. die Modell- und Demonstrationsbetriebe, die geplante Zulassung neuer Stalleinrichtungen und die Tierwohl-Initiative. Auch eine Vergütung der Einhaltung besonders hoher Standards in der Veredelungswirtschaft führte sie als Option zur Verbesserung des Tierwohls auf. Wichtig, so Dr. Flachsbarth, sei eine für die Öffentlichkeit transparente Gestaltung der Tierhaltung. Für den züchterischen Erfolg seien angemessene Rahmenbedingungen entscheidend, wobei das BMEL die Ziele Robustheit und Gesundheit nachdrücklich verfolgt und diese Merkmale daher in den Fördergrundsätzen der GAK eine besondere Rolle spielen. Angesprochen wurden auch Themen wie Enthornen, das Schlachten trächtiger Tiere, die Lebenszeit der Kühe oder das Töten männlicher Kälber. Die Tierhalter sollten sich dieser Themen annehmen und den gesellschaftlichen Dialog suchen. Dabei dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte jedoch nicht auf der Strecke bleiben.

Der Vorsitzende des vit, Eckhard Rieckmann, skizzierte in seinem Grußwort die beachtliche Entwicklung des Rechenzentrums in Verden in den zurückliegenden fünfzig Jahren. Dabei hob er dessen Bedeutung für die künstliche Besamung und für die Leistungsprüfung hervor. Weiterhin ging er auf die Entwicklung der deutschen Rinderhaltung nach der Wiedervereinigung ein.

Die Vortragstagung am folgenden Tag stand vornehmlich im Zeichen der allgemeinen Tierhaltungsdebatte. So stellte Dr. Philipp Inderhees vom Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) das neu eingeführte Programm Milkmaster vor, in das alle rund 9.800 an das DMK angeschlossenen Milcherzeuger einbezogen werden. Darin leiten Bewertungskriterien zu den verschiedensten Bereichen der Milchkuhhaltung (beispielsweise Kuhkomfort, Fütterung, Tiergesundheit usw.) zur Optimierung im Sinne des Tierwohls und der Tiergesundheit an. Das Programm soll gegenüber Marktpartnern des DMK kommuniziert werden und die Akzeptanz der Milchprodukte seitens des Verbrauchers erhalten bzw. verbessern.

Dr. Reinhard Reents von Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit) zeigte in seinem Vortrag die Entwicklung der Züchtungsmethoden in der Rinderzucht auf. Der Einsatz der genomischen Zuchtwertschätzung bei Jungbullen soll in der Zukunft ergänzt werden durch kuhbasierte Lernstichproben sowie die Typisierung und Phänotypisierung ganzer Herden. In Zusammenarbeit mit den Organisationen der Milchleistungsprüfung, den Zuchtverbänden und Besamungsorganisationen sollen künftig diverse auf den landwirtschaftlichen Betrieben anfallende Daten (beispielsweise Klauenschnittdaten, Gesundheitsdaten usw.) gesammelt werden. Ziel ist ein optimaler Index zur balanzierten Zusammenfassung aller wichtigen Merkmale, der sichere Daten für die Anpaarungsplanung liefert.

Ludwig Börger vom Deutschen Bauernverband e.V. (DBV) thematisierte die Tierhaltungsdebatte in Politik und Gesellschaft. Er skizzierte die teils unsachlichen Kampagnen der Medien. Die daraus resultierenden Herausforderungen und Konsequenzen für den Tierhalter zeigte er am Beispiel der Tierwohl-Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf.

Dr. Anton Kraus vom Forum Moderne Landwirtschaft stellte die Handlungsfelder und Ziele in der Kommunikation in der Landwirtschaft vor. Das Forum ging im Rahmen einer Umstrukturierung aus der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V. (FNL) hervor und dient der Branche als gemeinsames Öffentlichkeitsmedium. Kraus skizzierte die derzeitigen Konflikte, Rahmenbedingungen und daraus resultierenden Konsequenzen in der modernen Landwirtschaft. Am Beispiel eines Kurzfilms stellte Kraus die aktuelle Arbeit des Forums vor. Ein wichtiges Ziel ist es, Landwirtschaft und Tierhaltung für den Verbraucher erlebbar zu machen.

Quelle: ADR