Internationale Konferenz Boars heading for 2018 - Eber unterwegs
Am 30. November und 1. Dezember fand die Internationale Konferenz Boars heading for 2018 - Eber unterwegs
in Amsterdam statt.
Die EU-Kommission plant einen weiteren Workshop zum Thema Ferkelkastration für September 2012 (in Brüssel). Sie setzt weiter auf Forschung und wird auch künftig Projekte fördern, damit praktikable Lösungen entwickelt werden können. Ein voneinander lernen sei dabei unerlässlich.
Die Ziele der Länder scheinen dagegen unterschiedlich zu sein. Während die meisten Länder die Ebermast als wichtigste Alternative favorisieren, betonen andere die Notwendigkeit, für spezielle Produkte (z. B. Parmaschinken von schweren Schweinen) dauerhafte Ausnahmeregelungen zu vereinbaren.
Bedenken wurde über die ab 2012 geltenden Vorschriften zur Schmerzbehandlung geäußert, da befürchtet wird, dass diese nicht korrekt umgesetzt werden. Außerdem könnten sich einige Länder solange es geht mit diesem ersten Schritt
zufrieden geben und mögliche Verbesserungen des Tierschutzes vor 2018 unterbleiben. Dabei wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das deutsche Mitglied, der Deutsche Tierschutzbund, ein schärferes Vorgehen fordert.
Die Eurogroup sieht in der Immunokastration eine gute Alternative, die direkt verfügbar, sicher, tiergerechter, kosteneffizient und umweltschonend ist und sich darüber hinaus auch für schwere Schweine eignet (in diesem Fall allerdings mit drei Impfungen) – es wurde aber nicht offensiv und konkret gefordert, die Impfung gegen Ebergeruch stärker zu fördern. Herr Marchesi erklärte als Vertreter der italienischen Fleischindustrie, dass die Immunokastration zwar die Produktivität erhöhen könne, aber nicht für die Parmaschinken-Erzeuger
. Was den Parmaschinken angeht, so haben Feldversuche gezeigt, dass das Fleisch der geimpften Schweine zu mager war und – was noch schwerer wiegt - durch die zusätzlichen Schnitte zur Entfernung der Hoden die hohen spezifischen Qualitätsanforderungen an Parmaschinken nicht mehr erfüllt werden können (der Salzgehalt überschreitet die Grenzwerte, weil mehr schützende Haut weggeschnitten werden muss). Kann der Landwirt dann seine Schweine für den Parmaschinken nicht mehr vermarkten, verliert er über 30 EUR je Schwein.
In einer Umfrage unter den TOP-100 Kunden der Westfleisch im April 2010 sprachen sich 98 % für Fleisch kastrierter Tiere aus, lediglich 2 % waren neutral oder verlangten explizit Eberfleisch. Die Westfleisch schlachtet 2.500 bis 3.000 Eber pro Woche, wobei der Anteil geruchsauffälliger Tiere bei etwa 3 % liegt.
Für die Landwirte sprach die Vorsitzende des Bereichs Schwein vom niederländischen Bauernverband LTO, Annechien ten Have-Mellema. Sie mästet bereits seit 1995 Eber, und seit 2000 hält sie ihre Sauen in Gruppenhaltung auf Stroh. Ihre Erfahrung ist, dass Ebermast funktioniert, aber man muss sich auf das geänderte Verhalten der männlichen Schweine einstellen. Schlüssel zum Erfolg ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten, dem Landwirt, dem Tierarzt, den Futtermittelherstellen und den Wissenschaftlern. Sie forderte genügend Zeit, damit Lösungen gefunden werden können.
Im Wissenschaftlichen Teil wurden 23 Forschungsergebnisse vorgestellt. Es wurde deutlich, dass nicht alle Forscher überzeugt sind, dass Androstenon und Skatol ausreichen, um adäquate Strategien gegen Ebergeruch zu entwickeln. Die Verbraucherakzeptanz wurde von den meisten als die wichtigste Benchmark angesehen. In der Schweiz wurde der Einfluss von Androstenon, Skatol und Indol auf die Samenqualität untersucht. Die Zucht gegen Androstenon könnte demnach leicht nachteilige Auswirkungen haben. Im Gegensatz dazu dürfte die Zucht gegen Skatol und Indol die Samenqualität nicht gefährden.
An der Uni Hohenheim wurde herausgefunden, dass mit Improvac behandelte Schweine nach der zweiten Impfung signifikant schneller fressen; die gesamte Futteraufnahme und die Anzahl der Mahlzeiten bleibt aber gleich.
Versuche, das aggressiven Verhalten unkastrierte männlicher Schweine durch verschiedene Aufstallungen (gemischte oder getrennt-geschlechtliche Gruppen), die Fütterung (Zuckerrübenschnitzel) oder die Verwendung von Autoreifen als dummy sow
positiv zu beeinflussen, hatten nicht den gewünschten Erfolg. (ADT, DGfZ)
Quelle: ADT