10.04.2012rss_feed

LANUV legt Abschlussbericht für Antibiotika-Studie vor

 

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat heute dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) den Abschlussbericht zur Antibiotika-Studie vorgelegt. Die interne und externe Überprüfung hat ergeben, dass die Grundaussagen der Studie, die angegebenen Trends und der festgestellte massive Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast bestätigt wurden. In einem Punkt war die Kritik an der Antibiotika-Studie jedoch zutreffend. Ein methodischer Zuordnungsfehler von Mastdurchgängen führte dazu, dass eine geringfügig zu hohe Zahl von Masthühnern angesetzt wurde, die mit Antibiotika behandelt wurden.

Nicht 96,4 Prozent der Tiere aus den untersuchten und zugeordneten NRW-Betrieben wurden mit Antibiotika behandelt, sondern 92,5 Prozent. Bezogen auf alle untersuchten Tiere - unabhängig von der Zuordnung zu konkreten Betrieben - , kamen 91,6 Prozent in dem Untersuchungszeitraum mit Antibiotika in Kontakt. Diese Aussagen werden auch durch die unabhängige PROGNOS AG bestätigt. Die sonstigen im November 2011 getätigten Grundaussagen der Studie, die angegeben Trends und der festgestellte massive Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast wird durch das LANUV erneut bestätigt.

Das LANUV hat die Ausarbeitung der Studie verantwortet und durchgeführt. Dass es dabei zu einem Fehler gekommen ist, ist bedauerlich und dafür kann ich mich im Namen des LANUV nur entschuldigen. Denn natürlich haben die Öffentlichkeit und die Medien ein Recht darauf, bei dieser wichtigen Debatte mit richtigen Zahlen versorgt zu werden, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Dr. Heinrich Bottermann. An den grundsätzlichen Aussagen und dem massiven Einsatz von Antitbiotika in der Tiermast ändert unsere Korrektur aber nichts. Vor und nach der Überprüfung galt und gilt: Bei 9 von 10 Masthähnchen ist der Einsatz von Antibiotika festgestellt worden.

Anfang Februar hatte das Ministerium das LANUV mit einer Überprüfung der Studie über den Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast beauftragt. Diese Untersuchung ist nun abgeschlossen. Der entsprechende Abschlussbericht ist dem Ministerium übergeben worden. Gleiches gilt für eine unabhängige Überprüfung durch die PROGNOS AG. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hatte im Auftrag des NRW-Verbraucherministeriums im Zeitraum März bis Juni 2011 insgesamt 984 Hähnchenmastdurchgänge aus NRW - Betrieben auf den Einsatz von antimikrobiellen Substanzen untersucht. Dazu lagen Daten der Gesundheitsbescheinigungen vor. Jede Bescheinigung beschreibt einen Mastdurchgang. Nur wenn die Daten der Gesundheitsbescheinigungen den Betrieben eindeutig zugeordnet werden konnten, flossen die Ergebnisse in die betriebsbezogenen Auswertungen ein, so dass dabei 832 Mastdurchgänge aus 184 Betrieben Berücksichtigung fanden. Die Ergebnisse wurden Mitte November präsentiert. Es ist bundesweit die erste Studie zum Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Es handelt sich bei der NRW-Studie um eine Volluntersuchung, die sich daher von anderen Stichproben-Untersuchungen unterscheidet und eine größere Aussagekraft hat.

Das LANUV hat jetzt ermittelt, dass in 24 Betrieben Mastdurchgänge ohne Antibiotika-Einsatz falsch zugeordnet wurden. Die Mastdurchgänge fanden in Betrieben statt, die während des Untersuchungszeitraums Antibiotika überwiegend einsetzten, aber nicht durchgehend. Zudem wurde ein Datensatz in der ursprünglichen Auswertung im Herbst 2011 nicht erfasst, so dass sich jetzt die insgesamt erfassten Mastdurchgänge von ursprünglich 962 auf 984 erhöhten.

Die wichtigsten Ergebnisse der überprüften Studie sind nun:

  1. 92,5 Prozent (zuvor 96,4 Prozent) der Tiere aus den untersuchten und zugeordneten Beständen erhielten Antibiotika.

  2. Die antibiotikafreie Hähnchenmast wurde nur bei 16 Prozent aller Mastdurchgänge festgestellt. In 84 Prozent der Mastdurchgänge erfolgte der Einsatz von Antibiotika. Dies entspricht insgesamt 16,4 Mio. bzw. 91,6 Prozent behandelter Tiere und 1,5 Mio. bzw. 8,4 Prozent unbehandelter Tiere.

  3. Über die Lebensdauer der Tiere kamen eine Vielzahl von Wirkstoffen zum Einsatz, teilweise bis zu 8 verschiedene Antibiotika. Im Durchschnitt wurden 3,4 verschiedene Wirkstoffe pro behandelten Durchgang verabreicht.

  4. Die Behandlungsdauer betrug bei 40 Prozent der Behandlungen nur 1 bis 2 Tage je Wirkstoff und lag damit außerhalb der Zulassungsbedingungen. In Einzelfällen wurde eine gesamte Behandlungsdauer von maximal 24 Tagen festgestellt. Im Durchschnitt wurden den behandelten Tieren 7,6 Tage lang Antibiotika verabreicht.

  5. Bei kleineren Betrieben (< 10.000 Tiere) und bei besonders langer Mastdauer (> 45 Tage) wurde gegenüber dem Durchschnitt ein erheblich geringerer Antibiotikaeinsatz festgestellt. (lanuv)

 

 

Quelle: LANUV