17.03.2011rss_feed

Lindemann: Die Haltungssysteme an die Tiere anpassen

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann zielt, laut Agra-Europe, mit seiner Tierschutzinitiative auf Reformen im Stallbau ab. Wir halten es von der Ausrichtung her für wichtig, sich vom Grundsatz darauf zu verständigen, dass wir für die Zukunft der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung generell nicht die Tiere an Haltungssysteme angepasst wissen wollen, sondern Haltungssysteme so gestalten, dass diese den Tieren angepasst sind, erklärte Lindemann vergangene Woche. Diesen Grundsatz will er auch in der Rinderhaltung durchgesetzt sehen, wo er einen Verzicht auf die Enthornung anstrebt. Langfristig setzt er für dieses Projekt auch auf züchterische Fortschritte.

Die Initiative reiht sich ein in das Ziel, Verstümmelungen bei Nutztieren abzuschaffen, so das Kürzen von Schnäbeln bei Geflügel sowie die Kastration und das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen. Zu Lindemanns im vergangenen Monat vorgestellter Tierschutzinitiative tagte vergangene Woche erstmals der Lenkungsausschuss mit Vertretern aus Wirtschaft, Landwirtschaft, Wissenschaft, Tierschutz und Gesellschaft, um sich zu den Zielmarken abzustimmen. Für die ISN bringt sich Heinrich Dierkes in dem Ausschuss ein. Zu den alle Tierhalter betreffenden Planungen gehört dem Minister zufolge auch eine stärkere Erfassung des Arzneimitteleinsatzes. Wir wollen ein Indikatorensystem aufbauen und bei der Lebendbeschau am Schlachthof oder im Betrieb und bei der Schlachtung den Zustand der Tiere begutachten lassen durch die dort ohnehin vorhandenen Veterinäre und in stärkerem Maße checken, was die Tiere im Laufe ihres Lebens an Arzneimitteln verschrieben bekommen haben, sagte der Minister.

 

Im Einbeziehen der Wirtschaft in den Mitte vergangenen Monats skizzierten Tierschutzplan sieht Lindemann eine typisch niedersächsische Stärke in der Agrarpolitik verwirklicht. Gleichzeitig glaubt er an Kontinuität in der Agrarpolitik auf Bundesebene seit seinem Weggang als Staatssekretär aus dem Hause von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner Anfang 2010. Es scheint mir nicht so, dass eine grundsätzlich andere Richtung gegenüber dem gefahren wird, was ich selbst noch als agrarpolitische Ziele mit definiert habe in meiner Zeit in Berlin, sagte der Minister. Er zeigte sich mit Blick auf die von Aigner angestrebte Charta für Landwirtschaft und Verbraucher zuversichtlich, auch weiterhin auf einen Nenner zu kommen. Konfliktpotential besteht allerdings in Sachen Gemeinschaftsaufgabe (GAK). Nicht bereit ist Lindemann, mit dem Bund darüber zu verhandeln, andere Akzentsetzungen vorzunehmen, während der Bund das Geld zusammenstreicht.

 

Nur begrenzten Spielraum hat Niedersachsen bei seinem Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP), was Lindemann auf Vorgaben aus Brüssel zurückführt. Wir haben für das Jahr 2011 versucht, ein bisschen stärker in Richtung Ackerbaubetriebe umzusteuern und das Förderniveau für den Milchviehbereich nicht wie in den zurückliegenden Jahren auf 60 % zu halten, erläuterte Lindemann die ursprünglichen Planungen, denen sich die EU-Kommission jedoch entgegenstellte, weil der Milchbereich im Förderkanon mit zu den neuen Herausforderungen zählt. Man sei daher bei den 60-Prozent- Anteilen für den Stallbau geblieben. Das ist Geld, das in Niedersachsen durchaus sinnvoll abfließt. Ich halte das also nicht für fehlgeleitete Förderung, aber ich hätte mir im Interesse der Gerechtigkeit schon gewünscht, dass wir ein bisschen unabhängiger bei der Festsetzung wären, welche Prozentsätze denn für einzelne Segmente, übrigens auch für den Gartenbau, zur Verfügung gestellt werden dürfen, sagte der Minister, so Agra-Europe. (ISN)