4. Pferde-Workshop - Diskussion zwischen Wissenschaft und Praxis

‚Neue Herausforderungen für die Pferdezucht‘ war das Leitthema des 4. Pferdeworkshops, der vom Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität Kiel, der Uelzener Allgemeine Versicherungen und der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. am 22./23. Februar 2005 in der Stadthalle in Uelzen durchgeführt wurde. Die Themenkomplexe Leistungsprüfung/Monitoring, Züchtungsfragen, Gesundheit und Tierhaltung, Ziele und Möglichkeiten der Genomanalyse sowie Weiterentwicklung der Zuchtprogramme wurden in 25 Vorträgen vorgestellt und zwischen den 130 Vertretern aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis ausgiebig diskutiert.

Die Erhebung von Leistungsinformationen ist die Grundlage züchterischer Entscheidungen. Im ersten Block wurde u.a. über die Aussagefähigkeit der frühen Leistungs-informationen des 30 Tage Veranlagungstestes im Vergleich zum 70 Tage Test referiert. Die ersten genetischen Analysen zum 30-Tage Veranlagungstest führten zu intensiver Diskussion dieser Prüfungsalternative. Es waren sich alle einig, dass eine derartige Prüfung vor dem Deckeinsatz notwendig ist, um das Risiko für die Züchter zu minimieren. Die subjektiven Leistungsmerkmale sollten langfristig durch objektive Merkmale ersetzt werden, daher wurden Ansätze zur Objektivierung vorgestellt, z.B. der Erfassung von Verhaltensmerkmalen und des Freispringens sowie die Nutzung von Parametern aus der Trainings- und Wettkampfbelastung für zukünftige Leistungsprüfungen.
Aufgrund hoher Kosten und begrenzter Testkapazitäten von Stationsprüfungen wurden Möglichkeiten einer Vergrößerung der Informationsbasis zur Erhöhung der Genauigkeit von früh geschätzten Zuchtwerten durch z.B. die Einbeziehung von Auktionsinformationen sowie die genetischen Beziehungen von Hengst- und Stutenprüfungen mit Turniersportergebnissen dargestellt und die nationalen Prüfsysteme im Vergleich mit den schwedischen und französischen Warmblutzuchtprogrammen diskutiert. Eine bessere Vergleichbarkeit von Hengsten über Länder hinweg ist nur möglich, wenn eine klare Dokumentation der Leistungsprüfungen und Zuchtwertschätzmethoden vorliegt. Im Rahmen des Projektes Interstallion soll dazu ein Beitrag geleistet werden. Der aktuelle Stand dieses Projektes wurde von Prof. Dr. J. Philipsson, Uppsala, vorgestellt.

Ein zukünftiger Schwerpunkt in der Pferdezucht liegt in der züchterischen Bearbeitung von Merkmalen der Gesundheit. Dieser Komplex ist schwierig zu bearbeiten. In der Rinder- und Schweinezucht konnten deutliche Erfolge mit den Methoden der Genomanalyse erzielt werden. In der Pferdezucht gilt es jetzt auch dieses Feld wie die Gendiagnostik und Selektion nach bestimmten Gesundheitsgenen zu erschließen. Die Abstammungsinformationen laufen bereits in eine vorhandene Datenbank. Jetzt wird über ein Konzept zur Lagerung und Nutzung von DNA der Stuten und Hengste beraten, um für die notwendigen Forschungsarbeiten der Genomanalyse die Basis zu legen.
Die Erhaltung der genetischen Vielfalt ist eine klare Aufgabe der Zuchtverbände und wurde beispielhaft von zwei Populationen vorgestellt. Eine Weiterentwicklung der Pferdezuchtprogramme berücksichtigt auch die Nutzung von biotechnischen Verfahren wie z.B. Besamung, Embryotransfer und Sperma-Sexing. Dieser Bereich wurde anhand von praktischen Erfahrungen und theoretischen Überlegungen näher ausgeführt und intensiv diskutiert.

Die Vorträge der Veranstaltung sind in vollem Text in der DGfZ Schriftenreihe, Heft 38 erschienen. Bezugspreis: 10 € je Heft incl. Porto und MwSt.
Bestellungen sind zu richten an: DGfZ, Adenauerallee 174, 53113 Bonn, Tel: 0228-213411, Fax: 0228-223497, E-mail: info@dgfz-bonn.de.

DGfZ, Bonn, 28. Februar 2005.