Mycotoxine / Endotoxine – Ursache für Schwanzbeißen?
Nach wie vor wird nach konkreten Ursachen für das Schwanzbeißen der Schweine gesucht. Es gibt verschiedenste Mutmaßungen, die von der Genetik bis zur Haltungsform reichen. Entscheidend scheint aber die Gesundheit der Tiere zu sein. Am 3. Juni 2016 trafen sich auf Einladung des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) 45 Experten aus diversen Projekten, die sich mit der Suche nach den Ursachen des Schwanzbeißens und mit Vermeidungsstrategien befassen.
Auch wenn wieder keine eindeutige Ursache identifiziert werden konnte, gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit Stoffwechselstörungen und einer Belastung des Immunsystems. Als auslösende Faktoren werden neben einer Mykotoxinbelastung des Futters auch Endotoxine vermutet. Symptome, wie Nekrosen an Ohren und Schwänzen oder der Gesäugeleiste werden bereits bei neugeborenen Ferkeln beobachtet.
Ferkelerzeuger kennen diese Zusammenhänge aus der MMA-Erkrankung bei Sauen.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Stabilisierung der Magen-Darm-Gesundheit besondere Bedeutung. Allerdings haben Versuche gezeigt, dass es nicht genügt, den Rohfaseranteil im Futter zu erhöhen. Andere Aspekte, wie die Rohfaserqualität und die Art des Angebots, z.B. als separat verabreichtes Raufutter, scheinen eine Rolle zu spielen. Hinzu kommt sauberes Tränkewasser in guter Qualität. Diesen Zusammenhängen muss nach Auffassung des ZDS noch intensiver wissenschaftlich nachgegangen werden, wobei ein interdisziplinärer Ansatz von Fütterungsexperten, Physiologen und Tierärzten wünschenswert wäre.
Abgesehen von diesen Annahmen zu den Ursachen des Schwanzbeißens lässt die Erprobung verschiedener Vermeidungsstrategien erkennen, dass es im Wesentlichen darum geht, den Tieren Abwechslung und Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, sei es durch eine geeignete Strukturierung der Buchten oder durch attraktive Materialien. Besonderes Interesse finden offensichtlich Gegenstände, die mit dem Rüssel bewegt und bearbeitet werden können, z.B. Ketten oder Seile, die auf den Boden herabhängen. Auch auf den Boden ausgebrachte geringe Mengen Einstreu oder (gekörntes) Futter werden gerne angenommen.
Grundsätzlich zeigte der Erfahrungsaustausch jedoch auch, dass eine eine Optimierung des Beschäftigungsmaterials nicht ausreicht, sondern das breite Spektrum sonstiger Einflüsse zu beachten ist.
Wer auf das Kupieren im eigenen Betrieb verzichten möchte, sollte sich kompetent beraten lassen und zunächst mit einer kleinen Tiergruppe starten, um das Risiko zu begrenzen. Vorher empfiehlt es sich unbedingt, eine Bestandsanalyse hinsichtlich der Vielzahl möglicher Einflussfaktoren vorzunehmen und offensichtliche Mängel bereits im Vorfeld abzustellen.
Quelle: ZDS