06.11.2006rss_feed

Nachhaltige Produktion tierischer Nahrungsmittel in Hochverdichtungsräumen der Nutztierhaltung in Niedersachsen

Interdisziplinäres Forschungsprojekt hat Arbeit aufgenommen

Im Oktober 2006 ist die erste Phase des Verbundprojektes "Nachhaltige Produktion tierischer Nahrungsmittel in Hochverdichtungsräumen der Nutztierhaltung in Niedersachsen" angelaufen. Es ist eingebettet in eine Reihe von insgesamt drei Forschungsprojekten des Forschungsverbundes Agrar- und Ernährungswissenschaften Niedersachsen (FAEN), die vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert werden.


Ziele des Verbundprojektes

Übergeordnetes Ziel des Verbundprojektes ist die Schaffung eines leistungsfähigen Forschungsnetzwerkes der Land- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen, welches dazu dienen soll, die bestehenden Forschungsdefizite aufzuarbeiten sowie Handlungsstrategien zu entwickeln und somit letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit des für Niedersachsen äußerst bedeutenden Wirtschaftszweiges zu gewährleisten. In diesem Bundesland nimmt die Land- und Ernährungswirtschaft eine herausragende Stellung ein. So ist sie insgesamt der zweitwichtigste Wirtschaftszweig, im Nordwesten des Bundeslandes sogar der bedeutendste. Gerade in der Weser-Ems-Region hat sich ein räumliches Verbundsystem zwischen der landwirtschaftlichen Primärproduktion sowie der vor- und nachgelagerten Industrie entwickelt, das nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze für die Bevölkerung bereitstellt, sondern auch durch einen hohen Exportanteil gekennzeichnet ist. Ein wesentliches Anliegen des Forschungsprojektes ist es daher, Ergebnisse bereitzustellen, die geeignet sind, die Wettbewerbsfähigkeit dieses Wirtschaftszweiges gegenüber der national und international wachsenden Konkurrenz zu sichern, und zudem die führende Stellung der Land- und Ernährungswirtschaft Niedersachsens in der Bundesrepublik Deutschland zu behaupten und auszubauen.

In diesem Rahmen wird das FAEN-Verbundprojekt Problemfelder, die in Hochverdichtungsräumen der intensiven Tierproduktion auftreten, behandeln und Lösungsstrategien aufzeigen, die geeignet sind, diese Probleme zu vermindern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Letztlich wird es darum gehen, ein neues Leitbild einer nachhaltigen Tierproduktion zu formulieren, das u. a. auch dazu beitragen soll, die Akzeptanz einer hoch verdichteten Nutztierhaltung und Ernährungswirtschaft in der Bevölkerung zu verbessern.


Organisation des Projektes

Die gesetzten Ziele lassen sich nur durch eine enge Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft erreichen. Die Komplexität des Forschungsvorhabens setzt darüber hinaus die enge Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen voraus.
Das Verbundprojekt setzt sich aus insgesamt 9 Teilprojekten zusammen. Diese beziehen sich auf verschiedene Forschungsbereiche und sind untereinander vernetzt. Durchgeführt werden die Teilprojekte von etablierten wissenschaftlichen Einrichtungen in Niedersachsen. Beteiligt sind das Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Stiftung Georg-August-Universität Göttingen (Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Prof. Dr. Achim Spiller), die Außenstelle für Epidemiologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Prof. Dr. Thomas Blaha), das Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Prof. Dr. Günter Klein), das Forschungs- und Studienzentrum für Veredelungswirtschaft Weser-Ems der Stiftung Georg-August-Universität Göttingen (Prof. Dr. Herman Van den Weghe), das Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Stiftung Georg-August Universität Göttingen (Prof. Dr. Michael Wicke), das Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten der Hochschule Vechta (Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst, Prof.´in Dr. Gabriele Broll) sowie das Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Prof. Dr. Reinhard Pfriem). Das Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA) der Hochschule Vechta übernimmt die Aufgaben des Projektmanagements. In diesem Rahmen ist Herr Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst als Projektkoordinator tätig. Darüber hinaus ist auch das Projektsekretariat am ISPA eingerichtet, das von der Wirtschaftsgeographin Aline Veauthier im wissenschaftlichen Bereich und Frau Ingrid Klein im Bereich des Finanzmanagements betreut wird.
In den kommenden Wochen wird zudem eine eigene Website für das Verbundprojekt eingerichtet, um sowohl die interne als auch die externe Kommunikation voranzutreiben. Sie wird unter http://www.verbundprojekt2-faen.de zu erreichen sein.

Neben bedeutenden Wirtschaftsunternehmen aus dem nordwestlichen Niedersachsen werden auch die Landwirtschaftskammer, die Industrie- und Handelskammern, die Niedersächsische Marketinggesellschaft, das Landvolk Niedersachsen, die Verbraucherzentrale des Landes Niedersachsen, das Landesamt für Verbraucherschutz, das Innovationszentrum Niedersachsen, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das Niedersächsische Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in das Projekt einbezogen. Zahlreiche Unternehmen der Region haben bereits ihr Interesse an einer Kooperation bekundet bzw. sind schon von Anbeginn an in die Forschungsprojekte einbezogen.

Gefördert wird das Verbundprojekt durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen. Insgesamt stehen Forschungsmittel in Höhe von etwa 2,2 Mill. eur für das Verbundprojekt aus dem Niedersächsischen Vorab der Stiftung Volkswagenwerk zur Verfügung. In der ersten Projektphase, die bis zum 30. 9. 2009 läuft, stehen den Wissenschaftlern davon 1,34 Mill. Euro zur Verfügung. Am Ende des zweiten Projektjahres ist ein Kongress vorgesehen, auf dem die bis dahin vorliegenden Ergebnisse vorgestellt werden sollen. Mitglieder der Wissenschaftlichen Kommission, die vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit der Begutachtung des Projektantrages betraut waren, werden dann in einer weiteren Evaluation darüber entscheiden, ob eine Förderung des Forschungsvorhabens bis zum 30. 9. 2011 erfolgen soll. Die Gutachterkommission setzt sich aus renommierten Wissenschaftlern von Universitäten außerhalb Niedersachsens zusammen.


Übersicht der einzelnen Teilprojekte

Im Rahmen des Verbundprojektes werden neun Teilprojekte bearbeitet, die miteinander vernetzt sind. In Klammern sind die jeweiligen Leiter der Arbeitsgruppen genannt.
1. Zukunftsfähige Kettenorganisation in räumlichen Verbundsystemen: Qualitätssicherung und Transparenz im "nordwestdeutschen Modell" (Prof. Dr. Ludwig Theuvsen)
2. Wettbewerbsfähige Betriebsgrößen und Organisationsformen in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung tierischer Nahrungsmittel (Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst)
3. Aufbau von Dokumentations- und Informationssystemen zur Optimierung von Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und Tierschutz in vertikal integrierten Ketten zur Lebensmittelproduktion (Prof. Dr. Thomas Blaha)
4. Untersuchungen zur Hygiene, Sicherheit und Qualität von tierischen Nahrungsmitteln - Reduzierung der Salmonellenbelastung im Schweinefleisch (Prof. Dr. Günter Klein)
5. Nachhaltige Produktion tierischer Nahrungsmittel durch produktionsintegrierte, organisatorische und technische Maßnahmen zur Erhöhung der Stoff- und Energieeffizienz auf betrieblicher Ebene (Prof. Dr. Herman Van den Weghe)
6. Nachhaltige Verwertung von Rest- und Abfallstoffen aus der Produktion tierischer Nahrungsmittel durch Initiierung eines regionalen Stoffstrommanagements (Prof. Dr. Gabriele Broll)
7. Einfluss exogener und endogener Faktoren auf Farbvariabilität und -stabilität von Frischfleisch (Prof. Dr. Michael Wicke)
8. Anspruchsgruppenmanagement für landwirtschaftliche Betriebe in Intensivregionen (Prof. Dr. Achim Spiller)
9. Kommunikationsstrategien von Unternehmen der Ernährungswirtschaft im Bereich tierischer Produktion und Verarbeitung (Prof. Dr. Reinhard Pfriem)

Richtungweisende Projekte in den Agrar- und Ernährungswissenschaften

Die drei von der Niedersächsischen Landesregierung geförderten Verbundprojekte in den Bereichen Lebensmittelproduktion, Tierproduktion und Pflanzenbau können als richtungweisend in der zukünftigen Organisation von interdisziplinär angelegten Forschungsvorhaben angesehen werden. Zum einen bündeln sie das in Deutschlands Agrarland Nr. 1 vorhandene wissenschaftliche Potenzial, zum anderen tragen sie dazu bei, die wissenschaftlichen Einrichtungen zu kompetenten und attraktiven Partnern im Rahmen von internationalen Forschungsprojekten des 7. Forschungsrahmenplans der EU zu machen. Gegenwärtig gibt es Deutschland keine vergleichbaren Forschungsinitiativen im Bereich der Agrar- und Ernährungswissenschaften. Auf die Ergebnisse dieser Projekte dürfen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit Recht gespannt sein.


Quelle: Kompetenznetze