30.04.2021rss_feed

Neue Methode: Single-Step Zuchtwertschätzung

Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Zuchtwertschätzung am Mittwoch, den 7. April 2021 um 10:00 Uhr, wurde das Zuchtwertschätzverfahren für die Rinderrassen Fleckvieh und Brown Swiss auf das sogenannte Single-Step-Verfahren umgestellt. Die Ergebnisse stehen allen heimischen Rinderzüchtern auf der Zuchtwertdatenbank unter www.zar.at -> Service -> Zuchtwerte zur Verfügung. Dies ist weltweit das erste Mal, dass Rinderpopulationen in dieser Größe dieses neue und anerkannt beste Verfahren zur Schätzung der Vererbungsleistung von Zuchtrindern anwenden, betont Dr. Kay-Uwe Götz, Leiter des Zuchtwertschätzteams Österreich-Deutschland.

Mehr Zuchtfortschritt in kürzerer Zeit

Ein elfköpfiges internationales Wissenschafterteam hat mehr als zwei Jahre an der Entwicklung der Methode für insgesamt zehn Merkmalskomplexe, die mehr als 50 Eigenschaften von Rindern abbilden, gearbeitet. Von österreichischer Seite waren Dr. Christian Fürst, Dr. Hermann Schwarzenbacher und DI Judith Himmelbauer, alle MitarbeiterInnen der ZuchtData, an der Umsetzung beteiligt. Die neue Methode bringt eine erhebliche Verbesserung der Vorhersage-Genauigkeit für die genetischen Eigenschaften von jungen und sehr jungen Tieren und ermöglicht somit mehr Zuchtfortschritt in kürzerer Zeit. Das ist besonders wichtig, um bei Gesundheits- und Fitnessmerkmalen effektiv züchten zu können, aber auch, um wichtige Zukunftsmerkmale wie Nährstoffeffizienz, Klauengesundheit, Methanemissionen oder Tierverhalten, in die Zuchtziele zu integrieren. Mit diesem neuen System werden ab sofort genomische Zuchtwerte in einem Schritt (Single-Step) für alle männlichen und weiblichen Tiere berechnet. Bisher wurden zuerst konventionelle Zuchtwerte geschätzt und darauffolgend mit den Ergebnissen anhand der Typisierungen kombiniert.

Wichtiger Impuls für heimische Rinderzucht

Seitens der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter (ZAR) und der ZuchtData zeigen sich Obmann Stefan Lindner und die beiden Geschäftsführer DI Martin Stegfellner (ZAR) und Ing. Martin Mayerhofer (ZuchtData) erfreut: Die Berechnung genomisch optimierter Zuchtwerte für alle Tiere in einem Rechenschritt wird der heimischen Rinderzucht nochmals einen Schub nach vorne bringen. Zehn Jahre nach Einführung der genomischen Selektion stehen mit diesem neuen Schätzverfahren nun noch mehr Informationen zur Verfügung. Vor allem ohnedies schon stark gewichtete Fitness und Gesundheitsmerkmale werden verstärkt von diesem Informationszuwachs profitieren. Unser Dank gilt dem internationalen Zuchtwertschätzteam für die wissenschaftliche Leistung und die zeitgerechte Umsetzung dieser neuen Methode in die Praxis. Die Schätzung der Vererbungsleistung von Zuchtrindern (Zuchtwertschätzung) hat sich schon immer an der neuesten Methodik und der jeweils technisch verfügbaren Rechenleistung orientiert. Mehrere Hochleistungsrechner verarbeiten die Daten von mehr als 30 Mio. Tieren und die Genominformationen von einigen hunderttausend Rindern gemeinsam zu hochwertigen Voraussagen der Vererbungsleistung junger Tiere.

Internationale Zusammenarbeit in der Zuchtwertschätzung

Die Rechenstellen der ZuchtData in Wien, einer 100%-Tochter der ZAR, sowie des Instituts für Tierzucht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in München-Grub und des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung in Stuttgart, BadenWürttemberg, führen die Zuchtwertschätzungen für Deutschland, Österreich, Tschechien und die Slowakei gemeinsam durch. Dabei spezialisiert sich jede Rechenstelle auf bestimmte Eigenschaften. Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Zuchtwertschätzung werden gemeinsam mit den Dachverbänden der Rinderzucht in Österreich, Deutschland und Tschechien getroffen. Um die Neuerungen und auch Auswirkungen der neuen Rechenmethode den Züchterinnen und Züchtern zu kommunizieren, fand am 21. April zu diesem Thema ein Webinar statt. Die Aufzeichnung sowie die Vortragsunterlagen können unter www.zar.at nachgesehen werden.

Quelle: ZAR