09.10.2014rss_feed

Neue und wieder auftretende Tierseuchen

Hohe Aufmerksamkeit und gute Vorbereitung notwendig

Neue Tierseuchen – wie bereiten wir uns vor?, war das Thema eines Vortrags von Prof. Dr. Martin Beer, Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Insel Riems, anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes für Tiergesundheit e.V. (BfT) in Dresden. Auch wenn die Tiergesundheit in Deutschland grundsätzlich einen hohen Status hat, ist ständige Aufmerksamkeit geboten.

Wie die Ausbrüche der Blauzungenkrankheit, des Schmallenberg-Virus oder auch Fälle des vor allem bei Wildvögeln vorkommenden Usutuvirus gezeigt haben, stellt die Einschleppung neuer Tierseuchen eine ernst zu nehmende Bedrohung dar. Als Risikofaktoren nannte Beer dabei die Urbanisierung, den Klimawechsel, den Tourismus und als zentralen Faktor den globalen Handel. Das Vordringen der Bevölkerung in bislang abgelegene Gebiete erhöhe das Risiko, neue Erreger in die Population einzutragen. Auch alte Bekannte wie die Maul- und Klauenseuche, die Geflügelpest, die Klassische (europäische) und die Afrikanische Schweinepest stellten reale Gefährdungen der Tierbestände dar und müssten aufmerksam beobachtet werden.


Impfung häufig erfolgreich

Dabei seien zwei Einschleppungsszenarien zu unterscheiden. Neben einem kontinuierlichen Näherrücken – wie derzeit bei der Afrikanischen Schweinepest – werde mit der Blauzungenkrankheit in Mitteleuropa und dem Schmallenberg Virus auch ein sprunghaftes Auftreten – mit nachfolgend rasanter Ausbreitung in Europa – beobachtet.

Dabei seien die durch Vektoren wie Gnitzen oder Stechmücken übertragenen Erkrankungen besonders schwer zu kontrollieren. Keulungsstrategien seien hier nicht zielführend. Wie die erfolgreiche Bekämpfung der Blauzungenkrankheit gezeigt habe, könne aber die Impfung, falls Impfstoffe ausreichend schnell zur Verfügung stehen, einen wesentlichen Beitrag leisten.

Mehr als 300.000 bislang unbekannte Viren könnten nach einer neuen Studie der Columbia University, USA, noch in tierischen Reservoiren zirkulieren. In den Fokus sind in letzter Zeit laut Beer vermehrt auch Wildtiere gelangt, die Viren beherbergen könnten, welche eventuell auch ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen können. Ausgehend von den derzeit bekannten Erregern, habe etwa die Hälfte der Viren zoonotisches Potential.

Wie bereiten wir uns vor?

Angesichts dieser Szenarien stelle sich die Frage, wie man sich bestmöglich vor der Einschleppung und Ausbreitung entsprechender Erreger schützen könne. Preparedness, Awareness und neue diagnostische Methoden seien in diesem Zusammenhang die Schlüsselwörter. Eine hohe Aufmerksamkeit gegenüber Seuchen und vorbereitende Schritte zur Bekämpfung seien unerlässlich. Eine schnelle Diagnose helfe, rechtzeitig eingreifen zu können. So habe die Diagnostik mit der Einführung der Real-Time PCR, die Ergebnisse innerhalb von 1 bis 3 Stunden liefern könne, in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Für alle wichtigen Tierseuchenerreger seien entsprechende Systeme vorhanden.

Das FLI verfüge zudem mit dem pan-viral Chip oder dem Next generation sequencing über weitere Methoden, die das breite Screening auf Genomebene erlaubten und damit auch für das Erkennen neuer Erreger Verwendung finden. Auch gebe es mittlerweile einfache Schnelltests, die für ausgewählte Tierseuchenerreger ein Ergebnis in Minuten ermöglichen können.

Wissenschaft und Praxis Hand in Hand

Für die Landwirte seien Tierseuchen nicht immer auf Anhieb zu erkennen. So verlaufe beispielsweise die Maul- und Klauenseuche beim Schaf oft unauffällig, die Afrikanische Schweinepest sei klinisch nicht von anderen schweren Erkrankungen zu unterscheiden. Dies könne bei langsamer Ausbreitung im Betrieb zu Fehleinschätzungen führen. Sich des Risikos bewusst zu sein, aber auch eine schnelle differentialdiagnostische Abklärung unklarer klinischer Befunde sei deshalb besonders wichtig.

Quelle: BfT