Neues Resistenzgen in Deutschland nachgewiesen
Forschungsverbund RESET entdeckt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) das übertragbare Colistin-Resistenzgen mcr-1 auch in Deutschland.
Im November 2015 veröffentlichten chinesische Wissenschaftler die Entdeckung eines neuen Resistenzgens. Bakterien, die das Gen mit dem Namen mcr-1 tragen, werden unempfindlich gegenüber dem Antibiotikum Colistin. Besonders alarmierend ist, dass das neu entdeckte Resistenzgen zwischen verschiedenen Bakterienstämmen übertragbar ist und sich so theoretisch leicht verbreiten könnte. Das Polypeptid-Antibiotikum Colistin ist eines der wenigen verbliebenen Antibiotika, das gegen Infektionen mit diesen multi- und Carbapenem-resistenten Erregern aus der Familie der Enterobakterien noch wirkt.
Der interdisziplinäre Forschungsverbund RESET beschäftigt sich vorrangig mit speziellen Resistenzmechanismen, die bei den Enterobakterien Escherichia coli und Salmonella enterica auftreten. Der Forschungsverbund wird von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover koordiniert. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), insbesondere mit dem DZIF-Standort in Gießen: dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, legten die Projektpartner in unterschiedlichen Studien zur Verbreitung solcher Keime bei Tieren, Lebensmitteln und Menschen eine umfangreiche Sammlung mit Bakterienstämmen an.
Der Forschungsverbund konnte somit erstmalig zeigen, dass das Resistenzgen mcr-1 in Deutschland bei Escherichia coli in Nutztieren sowie im Menschen vorkommt. Aussagen zum Ausmaß der Verbreitung, zu möglichen Übertragungswegen oder zur Richtung der Übertragung (von Mensch auf Tier oder umgekehrt) können damit noch nicht getroffen werden. Klar ist allerdings, dass dieses Resistenzgen mindestens seit dem Jahr 2011 in Deutschland vorkommt und somit die Möglichkeit einer Übertragung auf den Menschen seit mehreren Jahren besteht. Diese Ergebnisse veröffentlichen die Wissenschaftler im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases
. Weitere Untersuchungen in Deutschland wie auch in anderen Ländern sind erforderlich, um abschätzen zu können, seit wann dieses Resistenzgen vorkommt und in welchem Umfang es bei Bakterien von Menschen und Tieren verbreitet ist. Dies ist wichtig, um Aufschluss über das Ausmaß der Problematik zu erlangen.
Die Originalpublikation
Colistin resistance gene mcr-1 in extended-spectrum β-lactamase-producing and carbapenemase-producing Gram-negative bacteria in Germany
Falgenhauer L, Waezsada SE, Yao Y, Imirzalioglu C, Käsbohrer A, Roesler U, Brenner Michael G, Schwarz S, Werner G, Kreienbrock L, Chakraborty T for the RESET consortium.
The Lancet Infectious Diseases, Correspondence
Kontakt
Professor Dr. Lothar Kreienbrock, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, WHO-Collaborating Center for Research and Training for Health at the Human-Animal-Environment Interface
Quelle. TiHo Hannover