Ökologischer Fußabdruck bei Geflügel und Schweinen im Visier
- Leibniz-Forscher aus MV an internationalem Forschungsprojekt zum Klimawandel beteiligt -
Unter maßgeblicher Beteiligung des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf startet ein europaweites Forschungsprojekt, das sich der Erforschung von Ursachen für Unterschiede in der Futterverwertung bei Schweinen und Hühnern sowie Maßnahmen zu deren Verbesserung widmet. Damit soll die Nutzung des Futters für das Wachstum, also die Ressourceneffizienz in der Tierhaltung, erhöht und so der als Summe aller umweltrelevanten Einflüsse berechenbare ökologische Fußabdruck
vermindert werden (siehe HINTERGRUND).
Neben einer Arbeitsgruppe um Prof. Klaus Wimmers, Leiter des Instituts für Genombiologie am FBN, beteiligen sich daran wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden aus acht weiteren Ländern (Dänemark, Großbritannien, Irland, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien und USA). Die Koordinierung des mit sechs Millionen Euro in den Jahren 2013 bis 2016 geförderten Projekts übernimmt die Queens University Belfast in Nordirland.
Welternährung umweltverträglicher machen
Eine Verlangsamung des Klimawandels, eine Verbesserung der Energieeffizienz und ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Sicherstellung der Nahrungsversorgung einer stetig wachsenden globalen Bevölkerung gehört zu den dringendsten Herausforderungen der Menschheit. Umso wichtiger ist es, Instrumentarien und Strategien zu entwickeln, mit denen Lebensmittel effizient und umweltverträglich erzeugt werden können.
An dieser Stelle setzt das EU-Projekt ECO-FCE
an. Ziel ist es, Strategien zur Verbesserung der Futterverwertung bei Geflügel und Schwein zu entwickeln. Hühner und Schweine sind was ihre Verdauung betrifft den Menschen sehr ähnlich. Die Nutzung der Nahrungsquellen hängt von genetisch bestimmten Eigenschaften ihres Verdauungstraktes sowie von dessen Besiedlung mit Darmmikroben und der Zusammensetzung der Futterrationen ab. Im EU-Projekt ECO-FCE
werden die Wechselbeziehungen zwischen Genetik, Darmflora und Futterzusammensetzung untersucht und Wege gesucht, wie Futtermittel von den Tieren optimal verwertet werden.
Die Forscher des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie zeichnen in dem Projekt für den genetischen Forschungsansatz federführend verantwortlich. Es sollen molekulare Pfade in der Tiergenetik aufgeklärt werden, die für die Ausprägung der Futterverwertung sowie den nahrungsabhängigen Stoffansatz und -umsatz beteiligt sind. Einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit bildet die Identifizierung von Biomarkern als messbare Indikatoren für die Futterverwertung.
Einen weiteren Baustein der multidisziplinären Studie bildet die Entwicklung von Fütterungsstrategien für die Schweine- und Geflügelhaltung. Die Ergebnisse sollen unmittelbar in der Praxis im Rahmen von Zucht- und Ernährungsprogrammen Anwendung finden. Durch präzise, dem Bedarf der Tiere angepasste Fütterungsregime und den Einsatz innovativer Futterzusätze, wie zum Beispiel Pro- und Präbiotika, ist beabsichtigt, die Zusammensetzung der Darmflora positiv zu beeinflussen und die Darmfunktion zu verbessern. Nicht zuletzt dient ein besseres Verständnis der Interaktionen zwischen Fütterung, Muskelwachstum und Essqualität auch dazu, die Produktqualität zu verbessern.
Im Ergebnis sollen durch eine Optimierung der Futtereffizienz in der Schweine- und Hähnchenhaltung zum einen die Nahrungssicherheit hinsichtlich Quantität und Qualität landwirtschaftlicher Produkte tierischer Herkunft gewährleistet und zum anderen umweltrelevante Einflüsse, wie Treibhausgas-, Nitrat- und Phosphat-Emissionen minimiert werden.
Hintergrund
Ökologischer Fußabdruck beim Tier
Der ökologische Fußabdruck ist ein Nachhaltigkeitsindikator, der die Summe aller umweltrelevanten Einflüsse in Relation zu den auf der Erde verfügbaren Ressourcen stellt. Bei der Erzeugung von Eiern oder Fleisch vom Huhn oder Schwein misst er beispielsweise nicht nur den Futterverbrauch der Tiere, er berücksichtig auch vorgelagerte Aufwendungen, etwa die Anbaufläche, die für die Produktion des Getreides vonnöten ist, Wasserverbrauch, Betriebsmittel für Maschineneinsatz, Transport etc.
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Wissenschaftscampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.
Ansprechpartner
Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Forschungsbereich Molekularbiologie/Genombiologie
Prof. Dr. Klaus Wimmers
T +49 38208-68 700
E wimmers@fbn-dummerstorf.de
Wissenschaftsorganisation
Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
www.fbn-dummerstorf.de
Quelle: FBN