07.02.2022rss_feed

Rispenhirse als Methionin-Quelle in der Tierernährung

Rispenhirse könnte zukünftig eine vielversprechende Futterkomponente in der ökologischen Tierhaltung werden. In einem BÖLN-Forschungsprojekt konnten bei verschiedenen Sorten und Linien hohe Methioningehalte von 3,46 Gramm pro Kilogramm Frischmasse (g/kg FM) ermittelt werden.

 

Die ermittelten Methioninwerte liegen damit deutlich höher als etwa bei Futtergetreide (1,7 g/kg FM) oder Proteinpflanzen wie Ackerbohne (1,7 g/kg FM) oder Erbse (1,9 g/kg FM). Auch die Gehalte an Rohprotein und weiteren essenziellen Aminosäuren erreichten ein gutes Niveau: So wurden pro Kilogramm Frischmasse durchschnittlich etwa 115 Gramm Rohprotein, knapp zwei Gramm Cystein und Lysin sowie etwa 3,7 Gramm Threonin gemessen. Die Kultur erreichte in Anbauversuchen zudem auch auf leichten und eher trockenen Standorten zufriedenstellende Erträge. Ein weiterer Vorteil: Als Futtermittel müssen die Körner der Rispenhirse, im Gegensatz zur Speisehirse, nicht geschält werden. Das Forschungsprojekt Evaluierung von geeigneten Rispenhirsen-Panicum miliaceum Linien und Sorten zur Körnernutzung bei Geflügel hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) finanziert.

In der ökologischen Tierhaltung ist Methionin oft ein begrenzender Faktor in der Futterration, da nur wenige Komponenten größere Mengen dieser wichtigen Aminosäure enthalten. Anders als konventionelle Betriebe dürfen Bio-Betriebe keine synthetisch hergestellten Aminosäuren einsetzen, sondern müssen den Bedarf über die Zusammenstellung der Futterration decken. Bereits während der Versuche mit Rispenhirse zeigten ökologische Geflügel- und Schweinemastbetriebe großes Interesse.

Das Projektteam aus der Öko-BeratungsGesellschaft und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) führte die Versuche unter ökologischen Anbaubedingungen mit Rispenhirsensorten und -linien aus unterschiedlichen Ländern an Standorten mit leichten Böden in Brandenburg, Berlin und Bayern durch. Im Schnitt aller drei Anbaujahre und Standorte erreichten die untersuchten Herkünfte (Genotypen) Methioningehalte von 3,46 Gramm pro Kilogramm Frischmasse (g/kg FM).

Bei den Erträgen gab es je nach Verunkrautung große Unterschiede. So wurden im Untersuchungszeitraum Erntemengen zwischen 8 und 41 Dezitonnen pro Hektar gemessen. Zwischen spätreifen und mittelfrühen Herkünften gab es keine signifikanten Unterschiede. Nur die sehr frühreifen Sorten fielen im Ertrag deutlich ab.

Aufgrund der großen Nachfrage wird die Saatgutvermehrung für die Herkünfte Nr. 2194, Bernburger und Panmil in diesem Jahr beginnen. Laut Forschungsteam wird sich das Angebot an Saatgut geeigneter Sorten dadurch deutlich verbessern. Denn die bisher verfügbaren Sorten aus der Erzeugung für Speisehirse weisen eher unterdurchschnittliche Methioningehalte auf. Ergänzende Anbauversuche zeigten, dass eine zusätzliche Schwefeldüngung zwar keine Wirkung auf den Ertrag hat, aber tendenziell höhere Methioningehalte ermöglicht. Insbesondere auf Standorten mit Schwefelmangel könnte eine Aufdüngung sinnvoll sein. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Weitere Versuche sind ebenfalls in der Fütterung von Legehennen notwendig, um eine eindeutige Aussage zu treffen: Aufgrund ihrer guten Erträge und einer günstigen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe erwiesen sich hier die Herkünfte Braunhirse, Lisa, Nr. 2194, Saratovskoe, Bernburger und Panmil als besonders vielversprechend. Das bestätigte ein erster Fütterungsversuch mit 60 Legehennen, in dem Rationen mit Rispenhirse besser abschnitten als eine Kontrolle ohne Hirse.

 

Quelle: BLE/DGfZ