Studie: Kein Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Antibiotikaeinsatz
Die Hähnchenmastbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern müssen dem Landwirtschaftsministerium in Schwerin bis zum 1. Oktober ein Konzept vorlegen, wie sie den Einsatz von Antibiotika minimieren wollen. Das ist die Konsequenz aus einer Studie zum Thema, die Minister Till Backhaus (SPD) am Freitag in Schwerin vorstellte. Demnach setzen viele konventionelle und nach Biokriterien produzierende Betriebe Antibiotika ein.
Ziel der Studie war es, nicht nur den Arzneimittelverbauch zu dokumentieren, sondern die Ursachen für den Einsatz von Antibiotika zu erkennen – und diesen künftig zu minimieren.
Am 30. November 2011 hatte der Minister eine Strategiegruppe einberufen, in der Mäster, bestandsbetreuende Tierärzte, Vertreter der Mastgemeinschaften, die Landestierärztekammer, des Bauernverbandes, Behördenvertreter und Vertreter aus dem Tierschutzbeirat das Problem beraten und Lösungsvorschläge erarbeiten sollten. Dazu gehört auch das Antibiotika-Monitoring. Das Konzept sah eine ganzheitliche Daten-Erhebung zur Bewertung des Antibiotika-Einsatzes vor. Neben der Dokumentation der Arzneimittel-Anwendung wurden auch Daten z.B. zur Küken-Gesundheit erfasst und zueinander in Relation gesetzt. Durchgeführt wurden Erhebungen im Februar und März durch den Fachdienst Tierarzneimittelüberwachung des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei im Rahmen arzneimittelrechtlicher Kontrollen. In den Betrieben wurden 209 Durchgänge ausgewertet. Die Erhebung erfolgte in knapp 50% der Masthühnerhaltungen mit über 500 Mastplätzen (47 Betriebe).
- 80,9 % waren konventionelle, 19,1 % nach Biokriterien produzierende Betriebe
- die Betriebsgrößen lagen zwischen 20 000 und 800 000 Mastplätzen in konventionellen und
2000 bis 14.400 Mastplätzen im Biobereich
Die Ergebnisse:
- 35% der Behandlungen fanden in den ersten sieben Tagen eines Durchgangs statt.
- Nur 5 % der konventionellen Betriebe kamen ohne eine Antibiotika-Behandlung aus.
- Die Dauer der Behandlungen liegt im konventionellen Bereich zu etwa 75 % bei 2-3 Tagen,
im Bio-Bereich bei gut 50 % der Behandlungen bei 4-6 Tagen. Hier ist die Anzahl der
Behandlungen allerdings geringer.
- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Anzahl der Behandlungen.
Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz zu weiteren Maßnahmen: Die bei uns tätigen Mästergemeinschaften sind schriftlich aufgefordert worden, ihr jeweils spezifisches Minimierungskonzept bis zum 01. Oktober dem Ministerium vorzulegen.
Dabei wird in einem ersten Schritt der Komplex Kükengesundheit
im Vordergrund stehen. Der Minister: Hier geht es darum, von der Eiererzeugung im Elterntierbetrieb über die Brütereien bis zum Mastbetrieb möglichst hohe Qualitätsstandards belegbar und nachweislich einzuhalten.
Ein Küken müsse aus einer gesunden Elterntierherde über eine höchsten Hygieneansprüchen genügende Brüterei und unter Einhaltung aller Standards an Transport und Verladung in den optimal vorbereiteten Stall kommen. Tiere, die schon in diesen Bereich durch unzureichende Bedingungen geschwächt würden, könnten Infektionen nicht mit der eigenen Widerstandskraft bewältigen, so Backhaus. Die intensiven Gespräche mit allen Beteiligten hätten gezeigt, dass schon viele Einzelmaßnahmen ergriffen worden seien, erkannte Backhaus die Bemühungen der Wirtschaft an. Dennoch könne über eine Intensivierung der Kommunikation zwischen den Brütereien und Mästern, sowie dokumentierte und erfolgsgeprüfte Eigenkontrollen über die gesamte Kette der Gesundheitsstatus weiter stabilisiert werden.
Zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes gehörten nicht nur ein ständiger Dialog sondern auch effektive Kontrollen. Für Mecklenburg-Vorpommer werden wir dieses mit allem Nachdruck angehen
, sagte der Minister. Das Monitoring werde zudem auf weitere Bereiche der landwirtschaftlichen Tierhaltung, z.B. die Schweinehaltung ausgeweitet. Eine Auswertung von Daten aus Putenhaltungen läuft derzeit.
Quelle: aho