Studie zum chronischen Botulismus
In der jüngsten Vergangenheit wurde intensiv über das Aufkommen des Botulismus vor allen Dingen in Milchviehbetrieben berichtet. Hier wurde ein nicht eindeutig definiertes Krankheitsbild (Erkrankung des Bewegungsapparates, Festliegen, Fruchtbarkeitsstörungen, Verdauungsprobleme, Milchrückgang, Schwäche, Auszehrung, Lähmungen) beobachtet, das mit dem Aufkommen von Clostridium botulinum in Verbindung gebracht wurde. Es wurde auch berichtet, dass bei betroffenen Tieren C. botulinum oder dessen Neurotoxine nachgewiesen werden konnten. Ein Zusammenhang zwischen den genannten Krankheitsbildern und dem Erregernachweis ist jedoch nicht verifiziert worden, zumal die Erreger ubiquitär vorkommen. Besonders intensiv wird die Debatte aufgrund des zoonotischen Potentials geführt.
2011 hat das damalige BMELV ein Forschungsvorhaben initiiert, um über die Kausalität von C. botulinum an den genannten Krankheitsgeschehen Informationen zu erhalten. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Friedrich-Loeffler-Institut durchgeführt.
Untersucht wurden zwei Gruppen von Betrieben, wie das BMEL mitteilt. Die sogenannten Fallbetriebe mussten drei von fünf Auswahlkriterien (herabgesetzte Milchleistung, erhöhte Abgangsrate, erhöhte Rate an Todesfällen, erhöhtes Aufkommen von milchfieberartigem Festliegen, insgesamt erhöhte Krankheitsrate) erfüllen. Verglichen wurden die Untersuchungen dort mit Kontrollbetrieben, in denen die Tiere einen hohen Gesundheitsstatus aufwiesen. Gesucht wurde sowohl nach C. botulinum als auch nach dem Botulismusneurotoxin bzw. BoNT-Genen. Ein direkter und deutlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Neurotoxins und einem chronischen Krankheitsgeschehen auf den Betrieben konnte nicht bestätigt werden. Der Nachweis von C. botulinum gelang lediglich in einem Kontrollbetrieb. Die Ergebnisse zeigen, dass C. botulinum bzw. seine Neurotoxine nicht für das chronische Krankheitsgeschehen in Milchviehbetrieben verantwortlich sind. Auch in Biogasanlagen bzw. den Gärsubstraten und den Gärresten konnten weder das Bakterium noch sein Toxin nachgewiesen werden.
Deutlich wurde, dass in den Fallbetrieben ein erheblich größeres Problem bzgl. der Tiergesundheit zu beobachten war. Als Ursachen kommen Fütterung oder mangelnde Hygiene sowie auch fehlender Kuhkomfort infrage.
Quelle: ADR