08.01.2009rss_feed

Trotz Leistungsfördererverbot: Immer mehr Resistenzen bei Keimen in der Humanmedizin

Das unter großem politischem Getöse durchgedrückte Verbot von antibiotischen Leistungsförderern, die deutliche Einschränkung der tierärztlichen Therapiefreiheit und die Etablierung von Antibiotikaleitlinien in der Veterinärmedizin hat nicht zu der intendierten Entspannung der Resistenzlage bei Antibiotika in der Humanmedizin geführt. Vielmehr steigt in Deutschland die Zahl an Krankheitserregern, die auf gängige Antibiotika nicht mehr oder nur unzureichend ansprechen. In Deutschland starben nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 2006 über 40.000 Personen an den Folgen einer Infektion, davon über die Hälfte an den Folgen einer Lungenentzündung.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will dieser bedrohlichen Entwicklung nun entgegenwirken und stellte gestern den ersten Entwurf einer Strategie zur Erkennung, Prävention und Kontrolle von Antibiotika-Resistenzen vor. Die Hauptursachen der zunehmenden Resistenz der Erreger seien der unsachgerechte Einsatz von Antibiotika und die inkonsequente Anwendung von Empfehlungen zur Prävention von Infektionen. Künftig sollen deshalb Daten zum Antibiotikaverbrauch und Resistenzen systematisch erfasst sowie jetzt auch in der Humanmedizin Leitlinien zur Therapie erarbeitet werden.

Die steigende Zahl resistenter Erreger erschwert zunehmend die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten, sagte der Staatssekretär im BMG Dr. Klaus Theo Schröder. Für Patientinnen und Patienten könnten längere Behandlungszeiten entstehen, weil Therapien nicht anschlagen, die Heilung von Infektionen verzögert oder sogar unmöglich wird. Zudem entstünden erhebliche zusätzliche Ausgaben im Gesundheitswesen. Durch eine konsequentere Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen und Hygienevorschriften könnten die Behandlungsmöglichkeiten erhalten und verbessert werden.

Ende der 90iger Jahre sorgten Aufsehen erregende Berichte aus dem Robert Koch Institut (Außenstelle Wernigerode) über die Selektion von vankomycinresistenten Darmbakterien bei Schweinen und Hühnern durch den antibiotischen Leistungsförderer Avotan (Wirkstoff Avoparcin) für Furore. Der Autor hatte aber bei seinen Arbeiten übersehen, dass beim Produkt Avotan ein sogenanntes Feed Grade eingesetzt wurde, in dem neben dem Antibiotikum noch Reste des Bakteriums enthalten war, welches zur Produktion des Antibiotikums Avoparcin genutzt wurde. Das Bakterium hat ganz natürlich die für die Vankomycinresistenz verantwortlichen Resistenzgene vanH, vanA und vanX. Andere Wissenschaftler konnten dann genau diese Resistenzgene die Wissenschaftler im Feed Grade nachweisen. Nach Meinung der Wissenschaftler haben Darmbakterien, bei der Verdauung diese Resistenzgene aufgenommen und in ihr Erbgut eingebaut. So gelangten sie zu einer Resistenz, bei der das Antibiotikum als solches keine ursächliche Rolle spielte.

Andere Wissenschaftler hatten schon frühzeitig Zweifel an dem am Robert Koch Institut entwickelten Erklärungsmodell angemeldet.

Wie die so genannten GermVet - Studien und andere Untersuchungen belegen, ist die Resistenzlage in der Veterinärmedizin weitgehend entspannt, so dass kranke Tiere mit einer beschränkten Palette von langjährig genutzten Antibiotika behandelt werden können.

Quelle: AHO