Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis schafft Mehrwert

Verleihung der GWP-Förderpreise 2025 erstmals im Rahmen des EQUITANA-Austellerabends – Siegerarbeiten zu den Themen Social Media-Aktivitäten, GOT und Digitalisierung

Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd e.V. zeichnet jedes Jahr gemeinsam mit ihren Sponsoren die besten und spannendsten Bachelor-, Master- und Dissertationsarbeiten, die an deutschen Hochschulen zum Thema Pferd geschrieben wurden, aus. Diese Arbeiten schaffen eine thematische Verknüpfung zwischen Praxis und Wissenschaft mit erkennbarem Mehrwert für die gesamte Pferdewelt.

 

Die feierliche Verleihung der GWP-Förderpreise fand am 10. März statt, erstmalig im Rahmen des Ausstellerabends der EQUITANA. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Uelzener Versicherung, den Firmen Equovis und HIT, dem FN-Verlag und den Persönlichen Mitgliedern der FN.

Bereits am Nachmittag vor der Preisverleihung hatten die je drei Aspiranten auf den Sieg in den verschiedenen Kategorien ihre Arbeiten vorgestellt, woraufhin die finalen Entscheidungen fielen, wer sich über den Sieg und wer über die Prämierung freuen durfte. Bei den Bachelorarbeiten konnte sich die Studentin Hannah Zirkel von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt aus Nürtingen-Geislingen über den Sieg freuen. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit erstellte sie einen Leitfaden für Social Media-Aktivitäten von Reitvereinen, um diesen eine Möglichkeit an die Hand zu geben, sowohl sinkenden Mitgliederzahlen als auch dem sinkenden Interesse der jüngeren Generationen entgegen zu wirken. Mit dem Leitfaden konnten hilfreiche und praxisorientierte Herangehensweisen und Tipps entwickelt werden. Dadurch durfte sich Hannah Zirkel nicht nur über den Sieg mit einem Award, dem sogenannten Oscar der GWP, eine Urkunde, einen Gutschein des FN-Verlags sowie der Persönlichen Mitglieder als auch einen Geldpreis in Höhe von 200 Euro freuen. Die Mit-Anwärter auf den Sieg waren Till Henner Ramm, Hochschule Osnabrück, welcher sich mit dem Marketing von Pferdefutter auseinandersetzte und herausarbeitete, dass die Verkaufspsychologie der wichtigste Faktor für den Markterfolg ist, und Martha Schafflick, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die in Zusammenarbeit mit dem Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen den Weißanteil- und die Abzeichenentwicklung beim Sächsisch-Thüringischen Schweren Warmblut im Zeitraum von 2000-2022 ausgewertete. Sie stellte außerdem fest, dass weiße Abzeichen möglicherweise mit gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang gebracht werden können. Till Henner Ramm und Martha Schafflik konnten sich über die Prämierung ihrer Arbeiten und ebenfalls tolle Preise freuen.

Bei den Masterarbeiten ging der Sieg an Elena Karthäuser, eine Studentin der Hochschule Osnabrück. In Ihrer Abschlussarbeit untersuchte sie die Auswirkungen der Gebührenordnung für Tierärzte auf die Pferdehaltung und sammelte Erkenntnisse sowohl aus Sicht der Pferdehalter (über 14.000 Befragte) als auch der Tierärzte (über 250 Befragte). Als Schlussfolgerungen konnte sie u.a. feststellen, dass die Erhöhung der GOT zwar notwendig war, um Tierarztpraxen überlebensfähig zu machen, allerdings stellen die Kostensteigerungen die Pferdehalter vor sehr große Herausforderungen und sorgen für Unmut gegenüber der Tierärzteschaft. Darüber hinaus sollten die Hausbesuchsgebühren für Pferde kritisch hinterfragt werden, da diese teilweise nicht nachvollziehbar berechnet werden. Diese Masterarbeit von Frau Karthäuser wurde mit dem Sieg und neben den Sachpreisen mit einem Geldpreis von 400 Euro ausgezeichnet.

Über eine Prämie in der Kategorie Masterarbeiten konnte sich Almut Scheler, Studentin der Nutztierwissenschaften an der Universität Rostock freuen, welche die Möglichkeiten zur Digitalisierung der Exterieurbeurteilung in der Pferdezucht untersuchte. Das Ergebnis: Den Herausforderungen vor verschiedenen Hintergründen bei Beurteilern sowie unterschiedlich ausgeprägtem Fachwissen in der Zucht könnte durch digitale Lösungen zukünftig entgegengewirkt und dadurch dem Pferdewohl und der -gesundheit zugearbeitet werden. Die zweite Prämie ging an Maie Schiefer von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, welche den Einfluss der menschlichen Antizipation auf das Pferdeverhalten in Abhängigkeit der Beziehung zwischen Pferd und Mensch untersuchte. Die Jury urteilte, dass die Arbeit auf die Verbindung zwischen Pferd und Mensch eingeht und zeigt, dass der Mensch mit unbewussten Signalen die Verhaltensweise von Pferden beeinflussen kann.

Die Siegerin in der Kategorie Dissertationen ist Dr. Fabienne Eichler von der Freien Universität Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigte sie sich mit dem aktuell brisanten Thema der oralen Cannabidiolgaben beim Pferd mit Fokus auf der Pharmakokinetischen Modellierung. Mit ihrer Arbeit ging Frau Dr. Eichler unter anderem der Frage nach, ab wann eine Konzentration für Dopingkontrollen relevant bzw. irrelevant ist. Dieses noch am Beginn der Forschung stehende Thema konnte sie umfangreich diskutieren und durch Versuche, bezogen auf das Verhalten sowie physiologische Tests bei Versuchspferden, spannende Erkenntnisse gewinnen. Sie erhielt zusätzlich zu den Sachpreisen einen Geldpreis in Höhe von 600 Euro. Auch in dieser Kategorie wurden zwei weitere Arbeiten prämiert. Eine Prämie ging an Dr. Sandra Eckart, die sich als Nicht-Pferdemensch mit dem Thema Pferdewissen – ein wissensanthropologischer Blick in die Hannoveraner Pferdezucht beschäftigte Die Jury bemerkte dazu: Die Arbeit ist nicht naturwissenschaftlich ausgerichtet, sondern analysiert aus anthropologischer, beobachtender und beschreibender Perspektive. Eine sehr interessante Arbeit, die ins Detail geht und in einem sehr schönen Stil geschrieben ist. Die zweite Prämie erhielt Dr. Melanie Pfeiffer, Universität Hohenheim, die den Einsatz digitaler Technologien in pferdehaltenden Betrieben zur Steigerung des Tierwohls und der Tiergesundheit untersuchte. Sie geht in ihrer Arbeit sehr detailliert auf das arttypische Verhalten der Pferde ein und zeigt den Einsatz der aktuell technisch verfügbaren digitalen Technologien.

Sowohl während der Vortragsveranstaltung am Nachmittag als auch bei der abendlichen Preisverleihung wurde deutlich, wie viele Potenzial für die Pferdewelt die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis birgt. Nicht nur deswegen ist es toll zu sehen, welchen Mehrwert die GWP mit ihren Förderpreisen für die Zukunft von Pferdesport -zucht , -gesundheit und -haltung sowie die Förderung talentierter Wissenschaftler mit Fokus auf die Branche bietet.

Quelle: GWP/Züchterforum