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Vierter Bericht des Kompetenzkreises Tierwohl mit Empfehlungen an das BMEL vom 21. Januar 2016

Der Kompetenzkreis hat in seinem Ersten Zwischenbericht eine Reihe von Themen erörtert. Schwerpunkte lagen auf der Zusammenarbeit von Bund und Ländern, der Messbarkeit von Tierwohl, dem Ausstieg aus nichtkurativen Eingriffen und dem Prüf- und Zulassungsverfahren für Stallhaltungssysteme. Der Zweite und der Dritte Bericht befassen sich vertieft mit den beiden letztgenannten Themen. Auf diese drei Zwischenberichte wird Bezug genommen.

Zum Thema Forschung und Wissenschaft (Punkt 7) wünscht der Kompetenzkreis nachdrücklich die Förderung eines Projekts eines Schweinestalls der Zukunft, anhand dessen beispielhaft dargestellt werden könnte, wie eine nachhaltige tiergerechte Haltung aussehen kann. Landwirte, die derzeit vor Investitionsentscheidungen stehen, bräuchten eine solche Orientierung. Des Weiteren wird eine verstärkte Förderung tiergerechterer Haltungsverfahren und mehr angewandten Forschung vorgeschlagen.


Ein Auszug aus dem Bericht:

I. Ethische Grundlagen

Minderungen des Wohlbefindens dürfen die Belastungsgrenzen des Tieres nicht überschreiten. Ihre ethische Rechtfertigung erfordert, dass der Nutzen, den sie für das Tier selbst, für andere Tiere, für den Tierhalter oder für andere Menschen bewirken sollen, einen guten Grund darstellt. Zu prüfen ist, ob dieser Nutzen nicht anders und mit weniger Belastungen für die Tiere erreicht werden kann. Wo Minderungen in der Belastung von Tieren möglich sind, sind sie auch moralisch geboten.

II. Forderungen und Vorschläge für Maßnahmen

1. Nutztierstrategie

Der Kompetenzkreis hält es für geboten, eine nationale Nutztierstrategie zu erarbeiten, die den Rahmen der künftigen Nutztierhaltung unter agrarpolitischen, gesellschaftspolitischen, umwelt- und tierverträglichen Aspekten beschreibt und für Landwirte und Gesellschaft mehr Planungssicherheit und Transparenz schafft. Wichtige Vorarbeiten für diese Strategie sind bereits geleistet, beispielsweise mit den Tierschutzplänen einzelner Bundesländer, Vereinbarungen zwischen dem BMEL und Wirtschaftsverbänden, der Branchen-Initiative Tierwohl, dem Tierschutz-Label, der DAFA-Strategie Nutztiere und dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik.

2. Sachkunde durch Aus- Fort- und Weiterbildung

Die Vermittlung der entsprechenden beruflich relevanten Sachkunde ist integraler Bestandteil der handlungsorientiert und ganzheitlich angelegten Berufsausbildung. Sachkunde wird grundsätzlich durch die Berufsausbildung erworben. Geprüft werden sollte die Einrichtung einer zentralen Stelle in Selbstverwaltung der Verbände/Organisationen der Tierhalter, die Lehrgänge anerkennt, Punkte vergibt und an Hand der gesammelten Punkte die Sachkunde bestätigt. Hierfür könnten zum Beispiel QS oder KAT geeignete Einrichtungen sein. Auch Tiertransporteure sollten regelmäßig nachgeschult werden. Die Kontrolle könnte über QS erfolgen.

3. Förderpolitik

Der Kompetenzkreis schlägt ein Bund/Länder-Programm Tierschutz vor (primär finanziert über die GAK). Darin sollte vorgesehen sein, aus dem AFP nur noch Ställe zu fördern, die eine besonders tiergerechte Haltung und damit eine vollständigere Ausübung arteigenen Verhaltens ermöglichen. Eine Kürzung der GAK und des AFP wäre nicht hilfreich. Die Förderung von Tierwohl sollte unabhängig von Betriebsgrößen erfolgen.

4. Europäische Entwicklung

Der Kompetenzkreis unterstützt den Ansatz der Bundesregierung, wesentliche europäische Wettbewerbsländer zum gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen, wenn schon in nächster Zukunft keine EU-einheitliche Vorgehensweise beim Tierschutz erreichbar ist.

5. Nachfrageseite

Die Abnehmer von Lebensmitteln tierischer Herkunft sollen besondere Leistungen beim Tierwohl aktiv unterstützen. Dem Einzelhandel kommt dabei eine besondere Rolle zu. BMEL soll die Verbraucheraufklärung im Bereich Tierschutz stärken und seine Kommunikation hinsichtlich der privatwirtschaftlichen Tierschutzlabel ausbauen. Ein staatliches Tierschutzlabel wird als weitere geeignete Maßnahme angesehen, um Verbrauchern Orientierung zu geben.

6. Tiertransporte

Der Kompetenzkreis begrüßt die Initiative des BMEL auf Ebene der EU, das Recht der Tiertransporte weiter zu entwickeln. Darüber hinaus sollten notwendigerweise auch die amtlichen Kontrollen erhöht und ein länderübergreifendes Kontrollkonzept aufgelegt werden. Dringend notwendig sind auch Verbesserungen der klimatischen Verhältnisse und Temperaturregelung in den Transportern.

7. Wissenschaft/Forschung/Modell- und Demonstrationsvorhaben

Der Kompetenzkreis wünscht nachdrücklich die Förderung eines Projekts eines Schweinestalls der Zukunft, anhand dessen beispielhaft dargestellt werden könnte, wie eine nachhaltige tiergerechte Haltung aussehen kann. Landwirte, die derzeit vor Investitionsentscheidungen stehen, brauchen eine solche Orientierung.

8. Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung

Der Kompetenzkreis hält die umfassende wissenschaftliche Bestandsaufnahme für hilfreich. Ohne die politische sowie gesellschaftliche Erörterung und wissenschaftliche Aufarbeitung kommt die Nutztierhaltung nicht aus der permanenten Defensive. Das aufgezeigte breite Maßnahmenbündel mit dem verbraucherorientierten Ansatz (Tierschutzlabel), der Branchen-Initiative Tierwohl und politischen Maßnahmen kann bei einer abgestimmten Vorgehensweise zielführend sein.

9. Enquete-Kommission

Der Kompetenzkreis regt an, die Einrichtung einer Enquete-Kommission des Bundestages zur Zukunft der Tierhaltung zu prüfen.

Lesen Sie die ganze Meldung hier: www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierwohl/KompetenzkreisVierterBerichtJan2016.pdf?__blob=publicationFile

Weitere Berichte zum Herunterladen
Zwischenbericht des Kompetenzkreises Tierwohl an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vom 22. Januar 2015 (PDF, 23 KB, nicht barrierefrei)
Empfehlungen des Kompetenzkreises Tierwohl an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema Schwanzbeißen bei Schweinen (PDF, 275 KB, nicht barrierefrei)

Quelle: BMEL