Weltmilchgipfel 2009 und Rinderzucht
Auf dem diesjährig in Berlin von der Molkereiwirtschaft ausgerichteten Weltmilchgipfel war die ADR für die Ausgestaltung zweier Sitzungen verantwortlich. Beide Sitzungen fanden unter der Leitung von Prof. H. Swalve, Universität Halle, statt.
In der ersten Sitzung ging es um den Beitrag der Rinderzüchtung zum Klimaschutz. Dr. S. König von der Universität Göttingen konnte anhand durchgeführter Berechnungen genetische Differenzen in der Hitzetoleranz nachweisen. Ein für Landwirte höheres Einkommen bei gleichzeitiger Ressourcenschonung bietet das Zuchtziel auf hohe Eiweißleistung und frühes Erstkalbealter kombiniert mit der Selektion auf Gesundheit und optimale Nutzungsdauer.
Eileen Wall von einem auf diesem Gebiet führenden Forschungsinstitut aus Edinburgh, Großbritannien, stellte deutlich heraus, dass der in der Vergangenheit erzielte genetische Fortschritt nicht nur für Rinderhalter kosteneffektiv war, sondern auch die Treibhausgase per kg Milch deutlich reduziert hat. Ihrer Ansicht nach kann das Zuchtziel mit Berücksichtigung von Umweltgesichtspunkten weiterentwickelt werden.
Auch Dr. H. Jones von Genesis Faraday, einem Zusammenschluss mehrerer Forschungseinrichtungen aus Großbritannien, stellte die Erfolge der Tierzüchtung im Hinblick auf die Reduktion der Treibhausgase heraus. Dieser Rückgang betrug über die letzten 20 Jahre bei den Milchrindern jährlich ca. 1,5%. Gerade mit den neuen genetischen Selektionsmöglichkeiten sollten seiner Meinung nach nun verstärkt auch Gesundheitsmerkmale, Futterverwertung und Methanproduktion einbezogen werden, um somit ähnliche Erfolge auch in der Zukunft zu ermöglichen.
In der zweiten Sitzung ging es um zusätzliche Milchqualität durch Züchtung. Prof. Dr. J. van Arendonk von der Universität Wageningen aus den Niederlanden erläuterte, dass es eine geneti-
sche Variation in der Zusammensetzung von Milchfett und Milchprotein gibt. Auch die zweite Voraussetzung für eine züchterische Bearbeitung der Milchzusammensetzung, die Erblichkeit der einzelnen Fraktionen, konnte die Arbeitsgruppe um van Arendonk belegen. Seiner Meinung nach ist es die erfolgversprechendste Strategie, wenn zugleich über die Fütterung und Züchtung die Milchzusammensetzung, beispielsweise die der ungesättigten Fettsäuren, beeinflusst wird. In neueren Untersuchungen fanden die Niederländer vielversprechende Ansätze, um mithilfe der genomischen Selektion die Milchzusammensetzung züchterisch zu bearbeiten.
Prof. Dr. N. Gengler von einer auf diesem Gebiet renommierten belgischen Forschergruppe erläuterte die notwendigen Schritte, um mithilfe der Rinderzüchtung den Nährwert der Milch zu steigern. Laut seinen Ausführungen ist die Bullenselektion auf höhere Milchqualität möglich. Weiteren Forschungsbedarf sieht er dabei auch, um die genomische Selektion bei der Beeinflussung der Milchzusammensetzung effizient einzusetzen.
Aus der gleichen Arbeitsgruppe präsentierte Valérie Arnould Ergebnisse, wonach ein Markergen gefunden wurde, das die züchterische Beeinflussung der Fettsäurenzusammensetzung der Milch ermöglicht.
Interessierte Fragen der Zuhörer unterstrichen das große Interesse an diesen Themen. (ADR)