03.12.2009rss_feed

X. Brandenburger Nutztierforum – Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Tierhaltung? am 14. Oktober 2009 in Götz bei Brandenburg

In seinen Grußworten machte Herr Dr. Platen, Geschäftsführer der LAB-Landwirtschaftliche Beratung der Agrarverbände Brandenburg GmbH deutlich, dass das diesjährige Nutztierforum unter einem besonderen Stern steht. Es handelt sich um eine Jubiläumsveranstaltung, in der nicht nur die Rinder behandelt werden, sondern auch andere wichtige Nutztierarten beleuchtet werden. Des Weiteren findet es in der seit Jahrzehnten schlechtesten wirtschaftlichen Situation für die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte statt. Die Veranstalter LAB und das Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LVLF) hatten es wieder einmal geschafft mit der Auswahl an aktuellen Themen zahlreiche Zuhörer nach Götz bei Brandenburg zu locken.


Im ersten Vortrag des Tages ging Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen auf die Bereiche Rinder-, Schweine- und Geflügelproduktion ein. In Bezug auf die Situation auf dem Milchmarkt konnte er feststellen, dass sich im Hinblick auf das Auslaufen der Milchquotenregelung die Marktschwankungen am Milchmarkt noch verschärfen werden, sodass Rentabilitätsschwankungen zu beobachten sein werden. Hervorgerufen durch Rückgänge der Milchkuhbestände hat sich auch die deutsche Rindfleischerzeugung deutlich verringert. Ein weiterer Aspekt ist der Wegfall der Jungbullenprämieregelung, der einen Strukturwandel nach sich gezogen hat. Einen ähnlichen Wandel konnte man in der Ferkelerzeugung beobachten. Trotz der ökonomischen schwierigen Situation wachsen die Betriebe immer schneller, was auch ein gewisses Risiko bedeutet. Hauptproblem ist der erhebliche Importdruck am nordwestdeutschen Ferkelmarkt, der einen immensen Verdrängungs- und Preiswettbewerb hervorruft.

Optimistischer sieht es für den Bereich der Geflügelfleischproduktion aus. Trotz eines stetig steigenden Verbrauchs kann mit weiterem Wachstum gerechnet werden.

 

Im Anschluss referierte Frau Birthe Lassen vom von Thünen Institut in Braunschweig über die Wettbewerbsfähigkeit der Milchproduktion in Regionen Deutschlands und Europas. Sie stellte ein Forschungsprojekt vor, das durch die Kombination verschiedener methodischer Ansätze zu einer umfassenden Einschätzung der künftigen Entwicklungen der Milchproduktion ausgewählter Regionen in Deutschland und Europa kommen möchte. Es konnte u.a. festgestellt werden, dass Analysen der Quotenauslastung eine hohe Wettbewerbsfähigkeit in Italien, Deutschland, Dänemark, Österreich und den Niederlanden herausstellen konnten. Eine niedrige Wettbewerbsfähigkeit weisen dagegen Länder wie das Vereinigte Königreich, Frankreich, Ungarn, Lettland und Schweden auf. Für Deutschland zeigte sich, dass die Wanderungsbewegungen der Vergangenheit eine Konzentration in den bisherigen Kernregionen der Milchproduktion hervorgerufen haben. Im Folgenden konnten weitere Analyseergebnisse präsentiert werden.

 

Herr Daniel Brüggemann vom selben Institut präsentierte den interessierten Teilnehmern eine Analyse der Rindfleischerzeugung vor dem Hintergrund der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Es konnte festgestellt werden, dass trotz der teilweise schwierigen Verhältnisse in Deutschland Rindfleisch wirtschaftlich produziert werden kann. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass die Rindfleischerzeugung in Deutschland durch andere europäische Standorte verdrängt werden kann. Dennoch müssen im Falle eines abnehmenden Außenschutzes Anpassungsstrategien an die neuen Preisverhältnisse entwickelt werden, welche die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Rindfleischerzeugung vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit stärken.

 

Dr. Knut Strittmatter vom Albrecht-Daniel-Thaer Institut für Agrarwissenschaften in Leipzig beschäftigte sich mit der Frage, ob sich die Schafhaltung in Deutschland von einem Wirtschaftszweig zu einem Hobby entwickelt hat. Er konnte resümieren, dass sich bei einer Beibehaltung der Rahmenbedingungen durch die EU und den Bund, die Bestände sowie die Erzeugung von Schaffleisch und Wolle in Deutschland weiter zurückgehen werden. Trotz dieser düsteren Prognose ist davon auszugehen, dass es immer wieder Schäfer und schafhaltende Betriebe geben wird, die im Haupt- und/oder Nebenerwerb mit fachlichem Können und dem richtigen Gespür für marktwirtschaftliche Entscheidungen eine rentable Schafhaltung realisieren können.

 

Den Abschluss bildeten zwei Referate über die Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehaltung zum einen aus der Sicht eines Schweineproduzenten und zum anderen aus der Sicht der Wissenschaft. Herr Winfried Matthes von der LFA Mecklenburg-Vorpommern zeigte auf, dass der Schwerpunkt in Ostdeutschland auf der Ferkelerzeugung liegen wird und eine wirtschaftliche Schweineproduktion möglich ist. Der gegenwärtige Trend zur Steigerung der Ferkelanzahl wird sich fortsetzen oder noch stärker forciert werden. Für eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sind aber ein sparsamer Betriebsmitteleinsatz und eine Steigerung der Leistungen notwendig.

 

Die einzelnen Referate können in der DGfZ-Schriftenreihe Heft 54 nachgelesen werden. Haben Sie Interesse? Dann wenden Sie sich an die DGfZ-Geschäftsstelle (info@dgfz-bonn.de).