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ZAR-Seminar 2017: Ergebnisse aus Efficient Cow

- Der effizienten Kuh auf der Spur -

Das diesjährige ZAR-Seminar im Heffterhof in Salzburg widmete sich am 9. März 2017 den umfangreichen Ergebnissen, die im Rahmen des Projektes Efficient Cow erhoben und nun teilweise ausgewertet wurden. Bereits zum 21. Mal veranstaltete der ZAR-Ausschuss für Genetik dieses Fachseminar. Diesmal mit einer Rekordteilnahme von 160 Experten, darunter auch einige Landwirte, die an der umfangreichen Datenerhebung im Jahr 2014 das ZAR-Projekt aktiv unterstützt haben.


Damals wurden auf 167 Betrieben mit ca. 3.500 Fleckvieh-, 1000 Braunvieh- und 1000 Holstein-Kühen umfangreiche tierindividuelle, aber auch Betriebsdaten, zum Themenbereich Effizienz erfasst. Die Daten wurden von geschulten Mitarbeitern der Landeskontrollverbände und der Zuchtorganisationen erhoben. Die Datengrundlage aus Efficient Cow bietet vielfältige Möglichkeiten für die Abklärung von weiteren wissenschaftlichen oder von für die Beratung relevanten Fragen. Diese Daten stellen auch eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung des Management-Tools Effizienz-Check dar. International wird intensiv an der Vermeidung von Emissionen und Maßnahmen zur Steigerung der Fütterungseffizienz geforscht. Durch die Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung eröffneten sich neue Möglichkeiten mittels länderübergreifender Projekte. Mit diesem Projekt hat Österreich eine Vorreiterrolle, berichtet Projektleiterin Dr. Christa Egger-Danner (Zucht- Data).

Futtereffizienz

Univ.-Doz. Dr. Leonhard Gruber und DI Maria Ledinek (LFZ Raumberg- Gumpenstein) berichteten über die Zusammenhänge zwischen Lebendmasse und den Produktionsdaten (Futteraufnahme und Milchleistung) sowie zwischen Lebendmasse und Effizienz (Lebendmasse-, Futter- und Energie-Effizienz). Die Ergebnisse zeigen eindeutige Trends sowohl hinsichtlich der Unterschiede zwischen den Rassen (Fleckvieh, Braunvieh und Holstein) als auch bezüglich des Einflusses der Lebendmasse. Bei allen Rassen bzw. Genotypen steigt die Futteraufnahme mit zunehmender Lebendmasse der beiden Datenquellen an, allerdings in degressiver Form. Dieser Rückgang ist bei den milchbetonten Tieren stärker ausgeprägt. Klauengesundheit

PD Dr. Birgit Fürst-Waltl (BOKU) zeigte in Vertretung von Prof. Johann Kofler (VetMed) die Auswirkungen von Lahmheit auf die Fruchtbarkeit und Milchleistung von Milchkühen auf. Die Auswertung der Daten aus dem Projekt Efficient Cow zeigte deutlich, dass die Klauengesundheit einen großen Einfluss auf die Entwicklung und Produktivität der Milchkühe hat. Auch gibt es klare Hinweise, dass es bei diesem Thema in den österreichischen Milchviehbetrieben zum Teil noch ein großes Potential gibt. Dies zeigte sich an einer mittleren Häufigkeit hochgradig lahmer Kühe von 7,9% in den Herden. Die Verbesserung der Klauengesundheit kann v.a. kurz- und mittelfristig durch optimierte Haltung, wöchentliche Lahmheitskontrolle, durch 2 – 3 Mal jährliche Herden-Klauenpflege erreicht werden. Fürst-Waltl ging auch der Frage nach, inwieweit die Stoffwechselstabilität und Klauengesundheit aus züchterischer Sicht zu verbessern sind. Im Zuge der Forschungsarbeiten im Projekt Efficient Cow wurde analysiert, welche direkten und indirekten Merkmale für die züchterische Verbesserung der Stoffwechselstabilität am besten genutzt werden können. Bezüglich Klauengesundheit wäre ein erster Schritt, basierend auf den tierärztlichen Diagnosen Zuchtwerte für Klauengesundheit routinemäßig bereitzustellen Ergänzend sollten standardisierte Daten von ausgebildeten Klauenpflegern nach Möglichkeit direkt elektronisch in die zentrale Rinderdatenbank (RDV) übermittelt werden.

Hilfsmerkmal Lebendmasse

Dr. Christian Fürst (ZuchtData) zeigte züchterische Möglichkeiten auf, über das Lebendgewicht die Effizienz zu verbessern. Das Lebendgewicht der Kühe spielt für die Nährstoff- oder Futter-Effizienz eine große Rolle. Eine wichtige Fragestellung im Projekt Efficient Cow war, ob mit den erhobenen Daten für das Lebendgewicht aus dem Projekt in Kombination mit vorliegenden Maßen aus der routinemäßigen linearen Exterieurbeschreibung eine Routine-Zuchtwertschätzung (ZWS) entwickelt werden kann. Dazu wurden die genetischen Parameter für die zur Verfügung stehenden Maße geschätzt und erste ZWS-Testläufe durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass mit Daten aus der linearen Beschreibung (Körpermaße und Bemuskelung bzw. Körperkondition) und aus Gewichten von Versteigerungen Zuchtwerte für das Lebendgewicht mit relativ hohen Sicherheiten geschätzt werden können.

Stoffwechselstörungen

Zum Thema Stoffwechselstörungen referierte DI Franz Tiefenthaller (LK OÖ). Stoffwechselstörungen bei österreichischen Milchkühen sind ein ernstzunehmendes Thema. Immerhin sind 3% aller Abgänge auf Probleme im Stoffwechsel zurückzuführen. Die Ursache liegt meist in einer falschen Fütterung. Die Krankheitsbilder aufgrund von Stoffwechselstörungen sind dabei sehr vielfältig. Als wesentliche Unterstützung zur Früherkennung dienen die Tagesberichte des Landeskontrollverbandes. Indikatoren wären zB. ein Milchfettgehalt von über 5,0%, ein Milcheiweißgehalt unter 3,2% sowie ein Fett-Eiweiß-Quotient der größer als 1,5 beträgt.

Effizienz-Check

DI Franz Steininger (ZuchtData) zeigte auf, dass Effizienz unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden kann. Viele Praktiker sehen ihr Ziel in der wirtschaftlichen Milchproduktion mit gesunden Kühen. Um diesbezüglich zukünftig Hilfestellung anbieten zu können, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die nun im Rahmen des EIP-Projekts Effizienz-Check eine neue WEB-Anwendung mit dem Schwerpunkt Wirtschaftlichkeit in der Milchproduktion entwickelt. Bis Ende 2018 wird diese in der Praxis zur Verfügung stehen. Bei der Entwicklung des Effizienz-Checks wird besonders darauf geachtet, unnötige Doppelerfassung gleicher Parameter durch die Vernetzung bereits bestehender Datenquellen zu vermeiden. Speziell in Zeiten von niedrigen Milchpreisen ist es wichtig, seinen Betrieb gut zu analysieren und verborgenes Potential zunutzen.

Gesundheit

Dr. Astrid Köck (ZuchtData) analysierte die Zucht auf Effizienzmerkmale und deren Zusammenhang mit der Gesundheit. Effizientere Tiere haben wie erwartet eine höhere Milchleistung. Da der zusätzlich benötigte Energiebedarf nicht vollständig über die erhöhte Futteraufnahme gedeckt werden kann, müssen effizientere Tiere vermehrt Körperreserven mobilisieren und es kommt zu unerwünschten Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Aufgrund des niedrigeren Körpergewichtes haben effizientere Tiere jedoch eine etwas bessere Klauengesundheit. Das Risiko aus der Herde abzugehen ist bei den effizienteren Tieren am niedrigsten. Insgesamt sind Kühe mit mittlerer Effizienz im Vorteil, da sie eine hohe Milchleistung mit guter Fruchtbarkeit und Gesundheit kombinieren.

Umweltwirkungen

Ao.Univ.-Prof. Dr. Werner Zollitsch (BOKU) präsentierte die Umweltwirkungen und Verbesserungspotentiale der österreichischen Milchwirtschaft. Das Interesse an der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Tierhaltung steht gegenwärtig im Mittelpunkt von Diskussionen sowohl von WissenschafterInnen als auch anderen interessierten gesellschaftlichen Gruppen. Mit der global zunehmenden Nachfrage nach Lebensmitteln tierischer Herkunft und wegen der relativ zu anderen Lebensmitteln hohen Belastung tierischer Produkte, vor allem mit Treibhausgas-Emissionen, wird die Bedeutung dieser Thematik in näherer Zukunft noch zunehmen.

Alle Vorträge finden Sie unter: www.zar.at

Quelle: ZAR