27.01.2012rss_feed

Zukunft der Agrarforschung in Deutschland

Auf dem ErlebnisBauernhof der Internationalen Grünen Woche fand am 24.01.2012 eine Podiumsdiskussion zum Thema Grünes Wachstum braucht Innovation - welche Zukunft hat die Agrarforschung in Deutschland? statt. Die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) war der Veranstalter der Diskussionsrunde.
Die Teilnehmer an der Diskussion waren Philip von dem Bussche, Vorstandssprecher der KWS SAAT AG, Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Prof. Dr. Oliver Hensel, Fachgebietsleiter Agrartechnik der Universität Kassel, Dr. Uwe Schrader vom Forum Grüne Vernunft und Prof. Dr. Hubert Wiggering, Sprecher der Deutschen Agrarforschungsallianz.

Prof. Andreas Hensel unterstrich die Bedeutung des Themas: Die Agrarforschung in Deutschland hat viele Chancen. Sie ist im internationalen Vergleich bemerkenswert breit angelegt und fachlich vielseitig aufgestellt. Die verfügbare nationale Expertise reicht über Fragen wie Lebensmittelsicherheit, Ökonomie, Produktionssysteme, Vor- und Nacherntesysteme, Nutztierhaltung bis hin zur nachhaltigen Landwirtschaft. Wichtig ist vor allem, dass die Agrarforschung dazu genutzt wird, sichere Lebensmittel für alle Verbraucher bereitzustellen.

Prof. Wiggering forderte eine Erweiterung der herkömmlichen Definition von Agrarforschung: Einbezogen werden muss die Wertschöpfungskette der Lebensmittelerzeugung, deren Verarbeitung und Vermarktung sowie die Fragenstellungen des Lebensmittelkonsums. Hinzu kommt die Forschung für die Bereitstellung zahlreicher (noch) nicht-marktfähiger Güter. Erweitert man die Definition auf diese Weise, wird auch deutlich, wie sehr die bisherige agrarische Produktion mit immer wieder neuen Nutzungsansprüchen an die Landschaft konkurriert.

Philip von dem Bussche wies auf die große Bedeutung der Agrarforschung hin: Der zunehmende Bedarf an Lebensmitteln und nachhaltiger Energie hat eine immer größere Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen zur Folge. Gleichzeitig sind die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser begrenzt, so dass in Zukunft immer Mehr auf einem Hektar Ackerfläche erzeugt werden muss. Zur Lösung dieser Herausforderungen spielt die Agrarforschung eine entscheidende Rolle. Sie trägt maßgeblich dazu bei, dass Leistungspotenziale z.B. durch die Entwicklung immer ertragreicherer und gesünderer Pflanzensorten optimal genutzt werden können.

Dr. Schrader wies auf die besondere Rolle der grünen Gentechnik hin: Es grenzt an eine Tragödie, wie das Potenzial der grünen Gentechnik in Deutschland immer weniger genutzt werden kann. Von den Gegnern dieser Technologie werden immer wieder irreführende Aussagen und unbegründete Ängste als Argumentationsgrundlage genutzt. Feldzerstörungen ersetzen rationale Diskussion. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken in Politik und Gesellschaft, damit die Abwanderung von Spitzenforschung gestoppt wird.

Prof. Oliver Hensel mahnte Fehlentwicklungen in der Vergangenheit an: Die deutsche universitäre Agrarforschung wurde in den letzten 20 Jahren drastisch zurückgefahren – Begründung war immer die abnehmende Zahl landwirtschaftlicher Betriebe, aus der ein Rückgang der Bedeutung des Agrarsektors abgeleitet wurde. Wichtige Fachgebiete wie z.B. die Agrarsoziologie, das Beratungswesen oder die Arbeitswissenschaften wurden fast vollständig eliminiert. Diese Entwicklung muss korrigiert werden.

Quelle: FNL